Arzt, Philosoph und Politiker: Tagung über Ignaz Paul Vital Troxler
Ignaz Paul Vital Troxler (1780–1866) war Arzt, Pädagoge und Politiker und der erste Professor für Philosophie in Basel. Zum 150. Todestag widmet sich eine Tagung den Schwerpunkten und Kontexten seiner Philosophie. Dabei nimmt die ehemalige Nationalratspräsidentin Gret Haller in einem öffentlichen Vortrag eine Streitschrift Troxlers unter die Lupe.
11. Februar 2016
Ignaz Paul Vital Troxler zählt zu den wichtigsten philosophischen Denkern der Schweiz. Er hinterliess ein umfangreiches und heute noch anregendes Oeuvre. 1800–1803 studierte er bei Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Georg Wilhelm Friedrich Hegel in Jena. Früh profilierte er sich in der medizinischen Forschung und entwickelte vor dem Hintergrund der idealistischen Philosophie des Absoluten und der transzendentalen Subjektphilosophie eine eigenständige Anthropologie.
Phänomene wie Gesundheit und Krankheit, Wachen und Schlafen, mystische Theologie und geistige Behinderung bilden das Spektrum, in dem Troxler das Bild der Menschen über das blosse «Animal rationale» hinaus zu erweitern suchte. Auf dieser Basis engagierte er sich für die Demokratie und einen schweizerischen Bundesstaat.
Die Tagung thematisiert das naturphilosophische und medizintheoretische Frühwerk, das philosophische Hauptwerk sowie Troxlers Naturphilosophie und politische Philosophie. Sie möchte sein Werk den Diskussionen zur Geschichte des Wissens, zur Philosophie der Schelling-Schule und romantischen Anthropologie sowie zu den geistigen Wurzeln der Schweizer Demokratie aussetzen.
Abendvortrag von Gret Haller
Die ehemalige Nationalratspräsidentin Dr. Dr. h.c. Gret Haller, die seit 2014 der Schweizerischen Gesellschaft für Aussenpolitik vorsteht, widmet sich am Donnerstag, 3. März, in einem öffentlichen Abendvortrag einer Streitschrift, die Troxler 1833 unter dem Titel «Die sieben Todsünden der Bundesurkunde» veröffentlichte. Darin kritisierte er den Verfassungsentwurf aus republikanisch-radikaler Sicht. Gret Haller unterzieht die Streitschrift unter der Perspektive der europäischen Integration einer Neulektüre.
Weitere Informationen und Anmeldung
Die Tagung ist öffentlich, eine Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung bis 19. Februar 2016 per E-Mail.
Ignaz Paul Vital Troxler (1780–1866). Schwerpunkte und Kontexte seiner Philosophie. Tagung zum 150. Todestag an der Universität Basel. 3.–5. März 2016, Philosophicum Basel im Ackermannshof, St. Johanns-Vorstadt 19–21, Basel.
Die sieben Todsünden der Bundesurkunde. Ignaz Paul Vital Troxlers Streitschrift von 1833, gelesen im Zeitalter der europäischen Integration. Öffentlicher Abendvortrag von Gret Haller. Donnerstag, 3. März 2016, 19.00–20.30 Uhr, Kollegienhaus der Universität Basel, Petersplatz, Basel, Hörsaal 102.
Erster ordentlicher Professor für Philosophie in Basel
Philosophische Bildung wurde an der Universität Basel schon seit ihrer Gründung 1460 vermittelt, doch erst 1830 wurde mit Ignaz Paul Vital Troxler der erste ordentliche Professor für «theoretische und praktische Philosophie nebst Padägogik» berufen und noch im Jahr seines Stellenantritts zum Rektor für das Folgejahr gewählt.
In Basel blieb Troxler allerdings nur ein Jahr: Der liberale Denker geriet bald in den Verdacht, den Aufstand der Landschaft gegen die Stadt zu unterstützen. Die Spannungen nahmen derart zu, dass Troxler im Sommer 1831 aus der Stadt nach Aarau floh.
Der reichhaltige Nachlass Troxlers, der sich als Depositum der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft in der Universitätsbibliothek Basel befindet, umfasst ca. 97'000 Schriftstücke. Am Fachbereich Philosophie der Universität Basel plant eine Gruppe um die Professoren Markus Wild und Brigitte Hilmer eine Edition von Troxlers philosophischen Schriften, bei der auch Teile des Nachlasses transkribiert und online veröffentlicht werden sollen.