Gedichte auf dem Podium: Studierende diskutieren mit Gegenwartsautoren
Mit aktuellen Gedichten haben sich Studierende der Germanistik der Universität Basel befasst – und sie werden ihre Erkenntnisse öffentlich präsentieren. Im Rahmen des Lyrikfestivals Basel am 28. Januar diskutieren sie mit der Autorin Julia Trompeter und dem Autor Tom Schulz.
24. Januar 2017
Was macht aktuelle Lyrik aus? Welche Themen werden heute dichterisch «besungen»? Wie arbeiten aktuelle Gedichte mit Worten, Begriffen und Sätzen? Wie positionieren sie sich gesellschaftlich und politisch, wie verhält sich Lyrik zur Tradition? Mit solchen Fragen haben sich die Germanistikstudierenden um Dr. Simon Aeberhard, Assistent für Neuere deutsche Literaturwissenschaft, ein Semester lang befasst und dazu eine Reihe von Thesen entwickelt.
Erneuerung und Aktualisierung
Der Wert von Poesie erschliesse sich angesichts des aktuellen Medienwandels nicht ohne Weiteres, sagt Aeberhard im Gespräch: «Im Zeitalter von Twitter, Facebook und Fake-News haben Gedichte heute ein Legitimationsproblem.» Positiv lasse sich dagegen festhalten, dass sich die Gegenwartslyrik in einem Aufbruch befindet: Ein Grossteil der in den letzten Jahren erschienenen Lyrikbände lässt sich als Versuch einer Erneuerung und Aktualisierung der literarischen Gattung lesen.
Eine der Aufgaben von heutiger Lyrik ist es – so eine weitere These –, eingespielte und angewöhnte Wahrnehmungsmuster zu durchbrechen und auf den Kopf zu stellen. Laut Aeberhard könne sich die Gattung damit zu einer «Schule des Sehens, Fühlens, Spürens, Hörens und Wahrnehmens» entwickeln. Was denn die Beschäftigung mit Gedichten auch spannend macht, ergänzt Germanistikstudentin Rosanna Hilpert: «Man muss und kann sich beim Interpretieren nicht auf vorgegebene Muster stützen.»
Feldforschung im Gespräch
Im Sinn einer eigentlichen Feldforschung werden die Studierenden des Seminars mit ihren vorläufigen Antworten und Thesen, aber auch mit neuen Fragen ans Lyrikfestival kommen. Dem Gespräch mit ihnen stellen sich auf dem Podium im Literaturhaus Julia Trompeter (*1980) und Tom Schulz (*1970), deren Werke als repräsentativ für die heutige Lyrik gelten. Ihre jüngsten Bände («Zum Begreifen nah», 2016; «Lichtveränderung», 2015) stehen für eigenständige und originelle Zugänge zu neuen poetischen Schreib- und Sprechweisen – Lyrik für das 21. Jahrhundert gewissermassen.
14. internationales Lyrikfestival Basel mit Studierenden der Universität Basel sowie Julia Trompeter und Tom Schulz. Samstag, 28. Januar, 16.15 bis 17.45 Uhr, Literaturhaus Basel, Barfüssergasse 3, Basel.