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Sebastian Brant: 500. Todestag eines Tausendsassas

Rechtsprofessor, Förderer des Buchdrucks und Autor des «Narrenschiffs»: In seiner Zeit an der Universität Basel entfaltete der Humanist Sebastian Brant eine Aktivität, die weit über einzelne Disziplinen hinauswirkte. Am 10. Mai 2021 jährt sich sein Tod zum 500. Mal.

06. Mai 2021

Bildnis des Sebastian Brant von Hans Burgkmair der Ältere, ca. 1508. (Bild: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe | CC0)
Bildnis des Sebastian Brant von Hans Burgkmair der Ältere, ca. 1508. (Bild: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe | CC0)

Der erste deutschsprachige Bestseller – nicht weniger als das ist Sebastian Brant mit seinem «Narrenschiff» gelungen, das er 1494 in Basel veröffentlichte. Bis zu Goethes «Werther» (1774) verkaufte sich kein anderes Buch mehr so gut. Der Erfolg dürfte in erster Linie auf die relativ einfach verständliche Sprache sowie die Holzschnitte Albrecht Dürers zurückzuführen sein: «Das Narrenschiff war trotz seines literarischen Tiefgangs auch für die ganz normale und nicht literarisch gebildete Bevölkerung interessant und ist es auch heute noch», erklärt die Mediävistin PD Dr. Tina Terrahe, die die Brant-Jubiläumsfeierlichkeiten in Basel organisiert.

Dass Brant auch abseits des «Narrenschiffs» in verschiedenen einflussreichen Positionen in Basel und Strassburg tätig war, ist heute hingegen weitgehend vergessen. «Brant war in einer Zeit des Umbruchs, am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, eine der führenden Persönlichkeiten des wissenschaftlichen, literarischen und politischen Lebens am Oberrhein», hält der gebürtige Basler Brant-Forscher Prof. Dr. Thomas Wilhelmi fest.

Recht und Poetik

Aus Strassburg stammend, kam Brant 1475 nach Basel, um an der noch jungen Universität zu studieren. Nach seiner Promotion zum Doktor beider Rechte lehrte er an der Juristischen Fakultät und war als Rechtsanwalt und Richter tätig. Gleichzeitig hatte er eine Poetik-Dozentur inne, bei der er antike Dichtung und Rhetorik lehrte.

Neben seiner Tätigkeit an der Universität und als Jurist trat Brant in Basel auch als Autor und Herausgeber auf. Er verfasste juristische Fachbücher genauso wie latein- und deutschsprachige Dichtung. Auch das damals neu aufkommende Medium des Einblattdrucks nutzte er: Mithilfe der kurzen, prägnanten Text-Bild-Kombinationen kommentierte er vor allem aktuelle Ereignisse.

Als Publizist prägte er den noch jungen Buchdruck mit: «Er arbeitete sehr eng mit den Basler Druckern zusammen, experimentierte im Seitenlayout und setzte mediengeschichtliche Standards», so Tina Terrahe.

1500 kehrte Brant der Stadt am Rheinknie jedoch den Rücken und zog zurück nach Strassburg. Ausschlaggebend dürfte hierfür der Beitritt Basels zur Eidgenossenschaft gewesen sein, den Brant klar ablehnte. In Strassburg, das zu dieser Zeit eine der bedeutendsten Reichsstädte war, stieg er zum Stadtschreiber auf und trat auch dort als Publizist und Autor in Erscheinung.

«Durch sein jahrelanges Wirken und Schaffen in Strassburg und Basel verbindet er aus heutiger Perspektive noch immer die Schweiz und Frankreich miteinander», sagt Terrahe. So ist es kein Zufall, dass sich die Eucor-Universitäten in Basel, Freiburg und Strassburg nun diesem Jubiläum widmen.

Jubiläum in Basel und Strassburg

Um die Bedeutung Brants für die Oberrhein-Region zu würdigen, finden an seinen beiden Wirkungsorten 2021 zahlreiche Veranstaltungen statt. An der Universität Basel läuft noch bis Ende Mai eine öffentliche Online-Ringvorlesung, zudem sind ein digitaler Stadtrundgang sowie ein Vortragsabend mit szenischer Lesung in Vorbereitung. Eine Ausstellung planen die Grafikkabinette des Kunstmuseums Basel.

Pünktlich zu seinem 500. Todestag erscheint die Publikation des Online-Forschungsprojekts Narragonien digital. Anfang Oktober findet schliesslich in Strassburg eine wissenschaftliche Tagung statt. Alle Informationen zu den Veranstaltungen des Jubiläumsjahrs finden sich online.

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