Acht Ehrenpromotionen am Dies academicus 2016
Die Universität Basel hat an ihrem 556. Dies academicus acht Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Wissenschaft mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Zu den Geehrten gehören unter anderem der Schriftsteller Thomas Hürlimann, der Museumsdirektor Sam Keller und die Medizinhistorikerin Barbara Duden.
25. November 2016
Die Rede zur 556. Jahresfeier der Universität Basel nahm Rektorin Prof. Andrea Schenker-Wicki zum Anlass, aktuelle Erkenntnisse der interdisziplinären Glücksforschung zu reflektieren und zu fragen, welche Faktoren die individuellen Lebenszufriedenheit, aber auch das Glück von Länder und Regionen beeinflussen. Dabei unterstrich sie die wichtige Rolle, welche Universitäten spielen können: Insbesondere indem sie jungen Menschen eine hochwertige Ausbildung anbiete und durch Innovationen und die Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze die regionale Wertschöpfung steigere, könne die Universität nicht nur zum Glück eines Individuums, sondern auch zum Glück einer ganzen Region beisteuern. An die Politik appellierte sie: «Tragen Sie Sorge für Ihre Universität, denn sie trägt zur Lebenszufriedenheit und zum Glück in dieser Region viel bei.»
Zwei Ehrendoktorinnen und sechs Ehrendoktoren
Am Dies academicus verliehen die Fakultäten der Universität Basel dieses Jahr acht Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Gesellschaft die Ehrendoktorwürde.
Die Theologische Fakultät ernannte den Schriftsteller Thomas Hürlimann zum Ehrendoktor und würdigt ihn dafür, die religiöse Grundierung der säkularisierten Schweiz im 20. Jahrhundert sichtbar gemacht zu haben. Hürlimann habe sich in seinem Werk auf variantenreiche und sensible Art mit der Frage der Theodizee beschäftigt. Zugleich habe er in seinen Romanen ein literarisches Bild der Geschichte des Judentums in der modernen Schweiz zwischen Migration, Assimilation und Ausgrenzung gezeichnet.
Zur Ehrendoktorin der Juristischen Fakultät wurde die Advokatin Elisabeth Freivogel ernannt. Sie hat sich zeit ihres Berufslebens für die Gleichberechtigung von Frauen eingesetzt und ist eine Pionierin in diesem Bereich. Als engagierte Anwältin hat sie im Bereich des verfassungsmässigen Anspruchs auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit Massstäbe gesetzt, die Rechtsentwicklung entscheidend beeinflusst und für zahlreiche Frauen gerechtere Löhne erkämpft.
Pionier der Onkologiepflege und Geschlechterforscherin
Mit ihrem Ehrendoktortitel würdigt die Medizinische Fakultät Hans-Rudolf Stoll für seine Pionierarbeit in der Onkologiepflege in der Schweiz. Hans-Rudolf Stoll war massgeblich an der Entwicklung einer patientenzentrierten und evidenzbasierten Onkologiepflege sowohl im Spital als auch im häuslichen Bereich beteiligt. Er hat sich um die nationale Etablierung der ambulanten Onkospitex verdient gemacht und hat überdies in der akademischen Ausbildung und in der Forschung wesentlich zur Entwicklung der evidenzbasierten Onkologiepflege beigetragen.
Die Philosophisch-Historische Fakultät verlieh die Würde einer Doktorin ehrenhalber an die deutsche Medizinhistorikerin und Geschlechterforscherin Prof. Barbara Duden. Sie gilt als Pionierin der Körpergeschichte und war wesentlich daran beteiligt, den Körper als Gegenstand der Geschichtswissenschaft international zu etablieren. Als engagierte Vermittlerin zwischen Wissenschaft und Gesellschaft wird ihre Forschung breit rezipiert, womit sie auch als eine der Begründerinnen einer Kulturwissenschaft der Life Sciences gelten kann.
Museumsdirektor und Mineralienexperten
Die Würde eines Ehrendoktors ging zudem an Sam Keller, Direktor der Fondation Beyeler und langjähriger Direktor der Art Basel. Die Philosophisch-Historische Fakultät ehrt damit Kellers Beiträge, die Geschichte, Theorie, Kritik und Praxis der Kunst zu vereinen und sie als unverzichtbares Ferment gesellschaftlichen Selbstverständnisses zu begreifen. Sam Keller hat unter Beweis gestellt, dass auch der praktische Umgang mit Kunst genuin wissenschaftlichen Gewinn einträgt.
Die Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät ehrt den Walliser Strahler und Mineralienforscher André Gorsatt mit dem Titel eines Ehrendoktors in Anerkennung seiner Verdienste bei der mineralogischen Erfassung des Binntals und der Entdeckung neuer Mineralien. Seine Fähigkeit, die Sprache der Gesteine zu deuten, hat ihn zu einem national und international anerkannten Fachmann und zum wertvollen wissenschaftlichen Partner der Basler Mineralogie an der Universität und im Naturhistorischen Museum gemacht.
Geldpolitikfachmann und Sozialpsychologe
Die Ehrendoktorwürde der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät erhielt der US-amerikanische Ökonom Prof. Stephen G. Cecchetti, ehemaliger Chefökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Die Fakultät würdigt damit seine Beiträge zu Fragen der Finanzstabilität und der internationalen Währungspolitik. Zugleich zeichnet sie ihn für die Verbindung von akademischen Tätigkeit und wirtschaftspolitischer Praxis aus und würdigt seine Verdienste um die Beziehung zwischen der BIZ und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät.
Mit der Verleihung des Ehrendoktors würdigte die Fakultät für Psychologie den Sozialpsychologen Prof. Norbert Schwarz für seine Forschungsarbeiten in den Bereichen der Sozialen Kognition, der Umfrageforschung und des subjektiven Wohlbefindens. Insbesondere mit seiner Forschung zur Nutzung von Gefühlen als Informationsquelle, wonach Gefühle eine zentrale Rolle bei der Bildung von Urteilen und Entscheidungen spielen, habe er in herausragender Weise zum Erkenntnisgewinn beigetragen.
Universitätspreise
Neben den Ehrenpromotionen wurden am Dies academicus eine Reihe weiterer Auszeichnungen überreicht. Den Amerbach-Preis, gestiftet von der Universität Basel, erhielt Dr. Nesina Grütter für ihre Dissertation «Quasi Nahum. Ein Vergleich des masoretischen Texts und der Septuaginta des Nahumbuchs».
Der Sportpreis, gestiftet von den Basler Versicherungen, erhielt Kaspar Hägler, Masterstudent in Wirtschaftswissenschaften. Hägler gewann 2016 an den Studenten-Weltmeisterschaften in Miskolc (Ungarn) die Silbermedaille im Orientierungslauf in der Langdistanz und eine zweite Silbermedaille mit der Schweizer Herrenstaffel.
Ein Sonderpreis, gestiftet von den Basler Versicherungen, ging an Simon Niepmann, Masterstudent in Sportwissenschaften und Geographie, und Lucas Tramèr, Masterstudent in Medizin. Sie gewannen 2016 Olympia-Gold im Leichtgewichts-Vierer bei der Olympischen Ruderregatta in Rio de Janeiro.
Mit dem Alumni-Preis 2016 der Universität Basel wurde der Journalist und Kriegsberichterstatter Dr. Kurt Pelda ausgezeichnet. Kurt Pelda betreibt einen Journalismus, der sich frei von Effekthascherei um die Vermittlung von Information aus erster Hand bemüht und dadurch in besonders schwierigen Krisensituationen Transparenz schafft.
Fakultätspreise
Folgende Fakultätspreise wurden an jüngere Forschende für hervorragende Dissertationen und Studien verliehen:
- der Preis der Theologischen Fakultät an Dr. des. Jonathan Stutz
- der Preis der Juristischen Fakultät, gestiftet von der Anwaltskanzlei Vischer, an Dr. Beat Jucker und an Dr. Saskia Stucki
- der Preis der Medizinischen Fakultät, gestiftet von der Roche Pharma Forschung, an Dr. Kristina Affolter
- der Preis für Geisteswissenschaften der Philosophisch-Historischen Fakultät an Dr. Julian Genner
- der Preis der Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, gestiftet von der Adobe Research (Schweiz) AG, an Dr. Susanne Baumann und an Dr. Christoph Klöffel
- der Preis der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, gestiftet von der Stiftung Basler Kantonalbank zur Förderung von Forschung und Unterricht der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel, an Dr. Kristyna Ters
- der Steven-Karger-Preis der Fakultät für Psychologie, gestiftet von Karger S. AG, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, an Dr. Olivia Manicolo und an Dr. Klara Sifalakis-Spalek
Der Emilie-Louise-Frey-Preis zur Förderung junger Wissenschaftlerinnen ging an M.A. Sophia Anna Joray, während Claudia Speiser, M Th, mit dem Nachwuchsförderpreis der Studentenverbindung «Schwizerhüsli» ausgezeichnet wurde.
Weitere Auskünfte
Matthias Geering, Universität Basel, Leiter Kommunikation & Marketing,
Tel. +41 61 207 35 75, mobil: +41 79 269 70 71, E-Mail: matthias.geering@unibas.ch