Tsunamis auf der Spur.
Text: Reto Caluori
Forschende der Universität Basel haben auf der Karibikinsel Anegada Indizien für zwei grosse historische Tsunamis entdeckt.
Die Karibikinsel Anegada schaut aus wie das Paradies, aber ein Tsunami kann die nördlichste der Britischen Jungferninseln schnell in ein Inferno verwandeln. Nur 8,5 Meter ragt die Koralleninsel aus dem tropischen Meer, und während der Hurrikansaison drohen Verwüstungen durch starke Winde und hohe Wellen.
Überflutungsereignisse hinterlassen aber nicht nur Spuren der Zerstörung an der Oberfläche, sondern auch Ablagerungen am Boden. Anhand dieser geologischen Zeugnisse können Forschende die Intensität und die Häufigkeit von Hurrikanen und Tsunamis erschliessen, die lange zurückliegen.
Im September 2017 zog mit «Irma» ein Hurrikan der höchsten Kategorie 5 über die Karibikinsel. In den Sedimenten finden sich jedoch Hinweise auf noch weit grössere Ereignisse. Forschende der Universität Basel um die Geologin Dr. Michaela Spiske haben auf Anegada Indizien für zwei grosse Tsunamis entdeckt, welche die Insel in den letzten 800 Jahren getroffen haben. Eine dieser Flutwellen hatte das Erdbeben von Lissabon 1755 ausgelöst.
Im Feld messen und kartieren die Geowissenschaftler Überschwemmungsparameter wie zum Beispiel Wasserstände und Überflutungsweiten, dokumentieren morphologische Veränderungen an der Oberfläche und sammeln Proben der abgelagerten Sedimente. Zusammen mit Laboranalysen tragen diese Daten dazu bei, bestehende Tsunami-Modelle zu verbessern. Damit lassen sich die langfristigen Risiken einer Region genauer abschätzen und die Frühwarnsysteme entsprechend anpassen.
Michaela Spiske ist Privatdozentin für exogene Geologie und Sedimentologie am Departement Umweltwissenschaften der Universität Basel. Schwerpunkt ihrer Forschung bilden Erosions-, Transport- und Ablagerungsprozesse während Naturgefahren wie Tsunamis und Sturmfluten, die eine Küstenregion innerhalb weniger Stunden signifikant verändern oder gar zerstören können.
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