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Familien im Wandel. (02/2020)

Zwischen Literatur und Geografie.

Interview: Bettina Volz-Tobler

Dr. Barbara Piatti vermittelt zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Sie leitet und entwickelt interdisziplinäre und kulturgeschichtliche Vorhaben. Dabei entstehen so unterschiedliche Formate wie Bücher, digitale Portale, Festivals, Hörspiele und inszenierte Spaziergänge – aus eigener Initiative oder als Auftragsarbeiten für Behörden, Institutionen und Firmen.

Dr. Barbara Piatti. (Foto: Gabi Weber)
Dr. Barbara Piatti. (Foto: Gabi Weber)

UNI NOVA: Frau Piatti, Sie haben an der Universität Basel Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte studiert und sind eine vielseitige Kulturvermittlerin geworden. Was hat Ihnen das Studium in Basel an wichtigsten Impulsen gegeben?

BARBARA PIATTI: Eigenständigkeit: Nischen suchen, den eigenen Ideen vertrauen, statt sich an «Trends» zu orientieren. Als ich mich im Studium und dann in meiner Doktorarbeit mit Literaturgeografie beschäftigte, wurde das von manchen aus meinem Fach noch eher kritisch beäugt. Es erschien als eine etwas erklärungsbedürftige, abseitige Thematik. Inzwischen ist Literaturgeografie auch im deutschsprachigen Raum etabliert, bis hinein in Hand- und Lehrbücher.

UNI NOVA: Was ist der rote Faden, der sich durch Ihre Projekte und Aktivitäten hindurchzieht?

PIATTI: Möglichst gute Geschichten zu erzählen! Als Autorin nehme ich mir oft die Freiheit heraus, auch etwas zu erfinden, Szenen auszumalen – selbstverständlich immer vor einem exakt recherchierten Hintergrund und unter dem Motto «So könnte es gewesen sein». Das Semi-Fiktionale liegt mir sehr.

UNI NOVA: Sie sind gewissermassen in allen Medien zu Hause, die der Kultur und Geschichtsvermittlung dienen, und damit auch in verschiedenen E-Projekten engagiert, zum Beispiel mit einem hörspielartigen Rundgang durch das Städtchen Laufen. Wie ist es zu diesem Projekt gekommen?

PIATTI: Das war eine Idee der Emil und Rosa Richterich Beck Stiftung, die Laufen an der Birs als einen Echoraum der Geschichte präsentieren wollte: Ich hatte den Auftrag, zehn Figuren zu entwickeln und «sprechen» zu lassen, von der Jungsteinzeitlerin über den mittelalterlichen Baumeister bis zum Söldner im 17. Jahrhundert und der Marktfahrerin der Zwischenkriegszeit. Die Figuren sind als Porträts an Hauswänden zu sehen, die Hörspiele lassen sich via QR-Code abrufen. Zusammen mit Reto Marti, dem Leiter der Archäologie Baselland, habe ich etwas Ähnliches für die Burgruine Pfeffingen realisiert – die acht Hörstationen mitsamt eindrücklichen Bildern wurden im September eröffnet.

UNI NOVA: Was sind Ihre nächsten Projekte?

PIATTI: Ein grosses Kindersachbuch über die Alpen, das ich zusammen mit dem Wirtschaftsgeografen Thomas Streifeneder von Eurac Research, einem Südtiroler Forschungszentrum, schreibe. Mit ihm konzipiere ich auch ein Forschungsprojekt – unter dem Titel «Rural Criticism» befassen wir uns mit den rasanten Transformationsprozessen im ländlichen Raum und untersuchen, wie die Literatur diese schildert und deutet. Dann ein weiteres Buchprojekt zur Kulturgeschichte des genossenschaftlichen Wohnens über rund 100 Jahre – auch das wird stark erzählerische Züge haben, weil es darum geht, nah an den Alltag der Leute «heranzuzoomen». Und auf 2021/22 planen wir, der Verein «Celestino Piatti – das visuelle Erbe», Bücher und Veranstaltungen zum 100. Geburtstag meines Vaters, der ein international bekannter Grafiker und Illustrator war.

barbara-piatti.ch

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