x
Loading
+ -
campus stories
29. August 2024 / Umwelt & Geografie , Laura Baldini

Von Windrädern, viel Regen und moderner Verkehrsplanung: Studienreise mit EPICUR in die Niederlande

Velos auf Strasse, Häuser am Wasser
Zwei der Studienreise-Highlights: Die Verkehrsplanung, bei der Velos und Autos gleichgestellt sind, und der Umgang mit dem Wasser aus allen Richtungen (Bild: Laura Baldini).

Eine Woche, fünf Städte und unzählige Eindrücke: bei der Studienreise in die Niederlande erfuhren die Studierenden, wie modern die niederländische Verkehrsplanung ist, welche Herausforderungen die Landwirtschaft für das ganze Land bedeutet und dass in den Niederlanden der Regen nicht nur vom Himmel kommt.

Die Niederlande: das Land der Windmühlen, der Tulpen und der Fahrradwege. Ein Land, das seinen eigenen Reiz hat, im Norden Europas mit einer Sprache, die der unseren sehr ähnlich ist und doch ganz anders klingt. Als von der Universität Basel im Studienfach Geografie eine Studienreise in die Niederlande ausgeschrieben wurde, war mein Interesse sofort geweckt. Und so traf sich Mitte Juni eine siebenköpfige Gruppe in Arnhem, im Südosten des Landes.

Die ganze Woche über regnete es immer wieder in Strömen und ein fieser Wind pfiff uns um die Ohren. Trotzdem konnten wir uns für vieles begeistern: Die vielen, von der Strasse mit kleinen Mauern sicher abgetrennten Fahrradwege zum Beispiel. Überall, in jeder noch so kleinen Strasse oder vielbefahrenen Autostrasse gab es Platz für Fahrräder.

Auch städtebaulich hat Amsterdam einige bemerkenswerte Eigenheiten. Das wohl Offensichtlichste sind die Kanäle, die Grachten, die sich durch die Stadt ziehen. Im Vergleich zu Rotterdam, wo es nur sehr wenige Kanäle gibt und der grösste Teil der Stadt komplett versiegelt ist, hat Amsterdam diesbezüglich einen Vorteil: Die Grachten können sich bei starkem Regen erst mit Wasser füllen, bevor die Stadt überschwemmt wird. In Rotterdam, das rund sechs Meter unter dem Meeresspiegel liegt, ist die Überschwemmungsgefahr höher.

Stadtplanung gegen Überschwemmung

Dennoch hat auch Amsterdam, wie das gesamte Land, mit den enormen Wassermassen zu kämpfen. Immer wieder hörten wir den Satz: «In der Niederlande kommt das Wasser von überall her.» Damit ist gemeint: Das Wasser fällt vom Himmel, in Form von Regen. Dazu droht die ständige Gefahr von Wassermassen, die vom Meer oder von den Flüssen her das Land überschwemmen könnten. Der Kampf gegen das Untergehen ist in den Niederlanden eines der dringendsten Probleme. Das widerspiegelt sich auch in der modernen Stadtplanung.

Blick auf Universität Arnhem.
Arnhem: Eine Universität wie aus dem Traum mit grünen Pflanzen und einem Teich im Innenhof (Bild: Laura Baldini).

In Rotterdam wurde beispielsweise ein Platz so umgestaltet, dass er grosse Wassermassen aufnehmen kann. Das funktioniert folgendermassen: Auf dem Benthemplein Platz befinden sich verschiedene Sportfelder. Sie sind aber nicht ebenerdig, sondern befinden sich in Bassins. An trockenen Tagen kann also in einem Bassin beispielsweise Basketball gespielt werden. Wenn es stark regnet, füllt sich das Spielfeld mit Wasser auf wie ein Swimmingpool. Statt teuren und aufwändigen unterirdischen Wasserbecken, die in den niederländischen Städten auch oft gebaut werden, wird hier der Umgang mit grossen Wassermassen bewusst öffentlich gezeigt.

Fokus auf Landwirtschaft

Amsterdam und Rotterdam sind die zwei grössten Städte der Niederlande. An diesen Orten standen auf unserer Studienreise vor allem Themen wie Stadtentwicklung, Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Umgang mit Klimaerwärmung im Zentrum. In Amsterdam besuchten wir die EPICUR-Mitgliedsuniversität und tauschten uns dort mit Studierenden und Dozierenden über Stadtentwicklung aus. Wir stellten Vergleiche an zwischen Städten in der Schweiz und den Niederlanden. Die Hauptstadt Den Haag besuchten wir auf einem Tagesauflug und durften einen Einblick in die Schweizer Botschaft erhalten. Politische Themen, wie die neue Regierungsbildung, die im vergangenen Jahr sehr harzig verlaufen war, standen hier im Vordergrund.

In Haarlem besuchten wir ein Museum, in dem die Geschichte der Trockenlegung eines ganzen Sees im 19. Jahrhundert nachgebildet wurde und in Arnhem beschäftigten wir uns mit der Stickstoffkrise in den Niederlanden. Der zentrale Ort dafür ist die Universität Wageningen in der Nähe von Arnhem. Die Universität ist ein besonders toller Ort mit lichtdurchfluteten Seminarräumen und einem grün bewachsenen Innenhof, in dem sich sogar ein Teich befindet. Eine Oase sondergleichen.

Manchmal gibt es keine klaren Antworten

Und wo, wenn nicht hier, lässt es sich besser über die Folgen eines Überflusses an Stickstoff in den landwirtschaftlichen Böden und in Gewässern debattieren als an einem Ort, der uns nicht deutlicher vor Augen führen könnte, wie wichtig die Natur für uns Menschen ist, wie gut sie uns tut und wie sehr wir uns in einer grünen Umgebung wohlfühlen?

Dass es die Natur zu schützen gilt und der teils geradezu verschwenderische Umgang mit Pestiziden und Dünger insbesondere in den Niederlanden, die eine überdurchschnittlich intensive Landwirtschaft betreibt, gebremst werden muss, wurde uns schnell klar. Die Frage nach dem Wie und dem Wann musste unbeantwortet bleiben, nicht nur für uns: Die unterschiedlichen Ansichten zu diesem Thema, die verschiedenen Lösungsansätze und Herangehensweisen spalten die Bevölkerung die Politik in den Niederlanden und sind einer der Hauptgründe dafür, weshalb sich die Regierungsbildung über Monate hinauszögerte.

Auf unserer Studienreise wurden wir durch EPICUR-Mittel der Universität Basel finanziell unterstützt. EPICUR ist eine europäische Hochschulallianz, die die Stärkung der Mehrsprachigkeit, der Interkulturalität sowie der fächerübergreifenden humanistischen Bildung zum Ziel hat. Die Universität Amsterdam ist als Partnerin an EPICUR beteiligt.

EPICUR

EPICUR ist eine europäische Hochschulallianz bestehend aus neun Universitäten aus sieben europäischen Ländern, darunter die Universität von Amsterdam in den Niederlanden. Studierende der Universität Basel können mit EPICUR an einer exklusiven Auswahl an internationalen Kursen teilnehmen. Darunter befinden sich auch regelmässig Exkursionen, die es den Studierenden ermöglichen, sich in einem kompakten Zeitraum mit einer konkreten Fragestellung vor Ort zu beschäftigen und reale Stakeholder zu treffen. Hier geht es zum EPICUR Vorlesungsverzeichnis der Universität Basel mit den aktuellen Lehr- und Exkursionsangebot.

nach oben