Dr. med., Dr. med. dent., Dr. sc. med.?! – Das Doktorat in der Medizin
Es gibt verschiedene Arten von Doktortiteln in der Medizin: Dr. med., Dr. med. dent. sowie Dr. sc. med. Was diese bedeuten und ab wann ihr euch offiziell Dr. med. nennen könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
«Guete Tag, Frau Doktor!» – «Gälled Sie, Frau Doktor…», gerade für die ältere Generation gehört das «Frau Doktor» einfach dazu. Bei mir zu Hause hat es aber auch schon angefangen: Meine Brüder nennen mich Frau Doktor und das bestimmt nicht, weil sie meinen Nachnamen nicht wissen. Doch ich bin noch weit entfernt von einem Doktortitel. Wie weit genau, was ich alles dafür noch erledigen muss und ob ich dann ein Dr. med., Dr. med. dent. oder Dr. sc. med. bin, erfährst du hier:
Beim Abschluss des Medizinstudiums in Basel, inklusive Staatsexamen, trägt man eine Alliteration als Titel: Master of Medicine. Das reicht absolut aus, um sich zu eine*r Fachärzt*in weiterzubilden und als Arzt oder Ärztin praktisch tätig zu sein. Viele finden aber, dass der Doktortitel Dr. med. aus Prinzip auf das Namensschild gehört und sich auch beim Praxisschild nicht schlecht macht. Es gibt jedoch verschiedene Arten von Doktortiteln in der Medizin: Dr. med., Dr. med. dent. sowie Dr. sc. med.
Doktor der Medizin darf man sich mit dem Dr. med. nennen, Dr. med. dent. ist demzufolge der Doktor der Zahnmedizin. Ab dann ist es wirklich legal, dass meine Oma mich Frau Doktor nennt, obwohl für sie die Legalität meiner kreativen ‚Kosenamen‘ wohl keine Rolle spielt.
Doktor der Medizin
Die Promotion in der Medizin beinhaltet eine Dissertationsarbeit und eine einjährige Forschungstätigkeit, die vom Dissertationsleiter*in (einem habilitierten Fakultätsmitglied der Medizinischen Fakultät) bestätigt werden muss. Als Doktorarbeit in der Medizin wird ein schriftlich verfasstes, wissenschaftliches Produkt zu einem Thema der Human- oder Zahnmedizin gefordert. Mit dieser Dissertation sollen die Doktorierenden ihre Fähigkeiten, ein wissenschaftliches Problem anzugehen und eine definierte Fragestellung umzusetzen, unter Beweis stellen. Ausserdem gibt es die Möglichkeit, eine Publikation als Erstautor*in oder gleichwertig genannter Zweitautor*in in einem ‚peer-reviewed‘-Journal als Doktorarbeit einzureichen.
Mit der Dissertationsarbeit darf man schon während des Masterstudiums beginnen, aber erst ein Jahr nach erfolgreichem Abschliessen des Medizinstudiums kann sie eingereicht und anerkannt werden. In diesem Jahr soll dann die einjährige Forschungsaktivität stattfinden, wobei dafür die fortwährende Immatrikulation an der Universität Basel notwendig ist.
Himmel oder Hölle
Die Dissertationsarbeit wird mit einem Gutachten des Dissertationsbetreuer*in eingereicht und dann von zwei weiteren, unabhängigen Korreferent*innen bearbeitet. Wird von allen dreien die Annahme empfohlen, genehmigt das Dekanat die Promotion. Die Doktorand*innen legen dann feierlich ein Gelöbnis ab und bekommen die Promotionsurkunde. Endlich Doktor*in! In anderen Fällen kann die Arbeit nochmals überarbeitet oder völlig neu geschrieben werden. Falls man beim zweiten Versuch ebenfalls abgelehnt wird, ist die Promotion nicht mehr möglich.
Dr. sc. med., der wahre Doktortitel
Im Vergleich zum Dr. med., das eher als Berufsdoktorat betrachtet werden sollte, repräsentiert der Dr. sc. med. den akademischen Weg für Medizinstudierende. Diese Promotion dauert drei Jahre und beinhaltet drei als Erstautor*in veröffentlichte Publikationen, das Besuchen von gewissen Lehrveranstaltungen und am Ende ein Doktoratsexamen. Zu dieser Begutachtung gehört eine Präsentation der Dissertation, sowie eine anschliessende dreissigminütige Fragerunde. Dort hat das Doktoratskomitee die Möglichkeit, die Doktorierenden mit Fragen zu löchern und ihm den Angstschweiss auf die Stirn zu treiben. Immerhin wird das erreichte Ergebnis direkt nach dem Examen verkündet, es bleibt demnach keine Zeit sich die Fingernägel abzukauen.
«Medizinstudenten kriegen eh alles geschenkt»
Die Sinnhaftigkeit des Dr. med. in der Medizin ist ein sehr umstrittenes und heiss diskutiertes Thema. Viele Studierende aus anderen Fakultäten finden es nicht gerecht, dass den Medizinstudierenden die Promotion fast schon nachgeworfen wird. Mit dem Zeitaufwand von einem Jahr Forschungstätigkeit und einer Dissertation, die lediglich eine Publikation fordert, kann man ihnen das natürlich nicht verübeln. Den meisten ist aber auch bewusst, das ein Doktor der Medizin nicht mit einem PhD vergleichbar ist. Früher war es sogar so, dass dieses Berufsdoktorat automatisch bei bestandenem Staatsexamen verliehen wurde.
Falls euch die vielen Titel ein wenig zu viel geworden sind, hier noch mein Tipp: An apple a day, keeps the doctor away!
Dieser Artikel erschien 2017 auf dem Beast-Blog der Universität Basel. Er wurde für Campus Stories aktualisiert. Josefin schrieb bis 2021 für den Beast-Blog.