Experimente in den Wirtschaftswissenschaften: Bernoulli Lecture mit Vernon L. Smith
Wem bewusst wird, dass seine Auffassungen falsch sind, profitiert von einem hohen Lerneffekt. An der Bernoulli Lecture vom 14. November erklärt Nobelpreisträger Vernon L. Smith diese Aussage mit Beispielen aus der experimentellen Ökonomie.
31. Oktober 2016
Wir lernen am meisten, wenn wir die Gültigkeit unserer persönlichen Überzeugungen anzweifeln – wenn wir also überdenken, was wir zu wissen glauben und aus diesen Erfahrungen lernen. Diese Theorie verdeutlicht Prof. Vernon L. Smith in seinem Vortrag anhand der folgenden Annahmen, die in den Wirtschaftswissenschaften vielfach vertreten wurden, sich jedoch als ungültig erwiesen haben.
- In den 1960er Jahren waren Ökonomen der Meinung, dass effiziente wettbewerbsfähige Marktergebnisse nicht erzielt werden können, wenn keine vollständige Information zu Angebot und Nachfrage vorliegt.
- In den 1980er Jahren glaubte man, dass in Vermögensmärkten keine Preisblasen entstehen, wenn der Anlagenwert bekannt und transparent ist.
- In den 1990er Jahren galt die Überzeugung, dass es anonym zusammengeführten Personen nicht gelingt, bei einmalig durchgeführten Vertrauensspielen zu kooperieren.
Laborexperimente waren wesentlich an der Überwindung dieser falschen Überzeugungen beteiligt und trugen zur Akzeptanz der wissenschaftlichen Teildisziplin der experimentellen Ökonomie bei.
Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften
Im Jahr 2002 erhielt Vernon L. Smith den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften für «den Einsatz von Laborexperimenten als Werkzeug in der empirischen ökonomischen Analyse, insbesondere in Studien unterschiedlicher Marktmechanismen». Zurzeit lehrt Smith Wirtschafts- und Rechtswissenschaften an der Chapman University in Kalifornien. Zuvor war er Professor für Wirtschaft und Recht an der Universität Arizona, der Purdue Universität, der Brown Universität, der Universität Massachussets und an der George Mason Universität.
Bernoulli Lecture – eine interdisziplinäre Veranstaltung
Die jährlich stattfindende Bernoulli Lecture for the Behavioral Sciences fördert den interdisziplinären Dialog in den Verhaltenswissenschaften. Die Vortragsreihe ehrt dabei Wissenschaftler, die bedeutend zur Entwicklung dieses Forschungsbereichs, besonders im Feld der Psychologie und Wirtschaftswissenschaften, beigetragen haben. Organisiert werden die Vortragsreihen von der Fakultät für Psychologie und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, dieses Jahr zusätzlich in Kollaboration mit der Vereinigung Basler Ökonomen.
6th Bernoulli Lecture: You learn the most when you find your beliefs to be false: three examples from experimental economics. Vortrag in Englisch, Montag, 14. November, 18.15–19.45 Uhr, Universität Basel, Kollegienhaus, Aula, Petersplatz 1, Basel.