In kleinen Schritten zur langfristigen Wirkung
Das Departement Biomedizin will Nachhaltigkeit in seinen Prozessen verankern. Dafür wurde ein «Green Lab Team» aufgebaut, das sich regelmässig zu Nachhaltigkeitsthemen austauscht – und neue Ideen entwickelt.
05. Februar 2024 | Samuel Schlaefli
Das Departement Biomedizin der Universität Basel (DBM) vereint mit 70 Forschungsgruppen an sechs Standorten Grundlagenforschung und klinische Forschung mit dem Ziel, ein Umfeld für die Entwicklung bahnbrechender Therapien zu schaffen. Die dafür benötigten Labore sind mit viel Technik ausgestattet, die energieintensiv ist. Je nach Einrichtung benötigt ein solches Labor mehr Energie als ein ganzes Einfamilienhaus. «Ich sehe im Laborbereich deshalb sehr grosses Potenzial für Einsparungen und Optimierungen», sagt DBM-Geschäftsführerin Andrea Ottolini. «Vor allem in den Bereichen Energie und Abfall.»
Viel Interesse bei Forschenden
Ottolini hatte an der Universität Basel während acht Jahren die Geschäftsführung des Kompetenzzentrums für Energieforschung (SCCER) CREST inne und später das Forschungsnetzwerk «Sustainable Future» gemeinsam mit drei Professoren aufgebaut. «Nachhaltigkeit stand deshalb schon lange im Fokus meiner Arbeit», erzählt sie.
«Als ich vor zwei Jahren meine Stelle am DBM begann, merkte ich sofort, dass es besonders bei jüngeren Forschenden ein grosses Interesse am Thema Nachhaltigkeit gab.» Um dieses Interesse in Engagement umzuwandeln, gründete Ottolini mit motivierten Kolleginnen und Kollegen das «Green Lab Team», an dem sich alle interessierten DBM-Mitarbeitenden beteiligen können.
Im Januar 2023 fand ein erstes Treffen mit 30 Interessierten statt. Ottolini lud dazu die Fachstellen für Nachhaltigkeit der Universität Basel sowie des Universitätsspitals ein, um Aktivitäten und Ziele der Universität und des Spitals im Bereich Nachhaltigkeit zu erläutern. Danach wurden Ideen gesammelt, diese thematisch angeordnet und in einer Kerngruppe priorisiert.
«Ich bin für Bottom-up-Initiativen», sagt Ottolini. «Aus meiner bisherigen Arbeit im Bereich Nachhaltigkeit weiss ich, dass es wichtig ist, dass die Massnahmen von allen mitgetragen werden, selbst wenn der Prozess dadurch länger dauert.»
Pipetten-Recycling
Das «Green Lab Team» hat seither eine Reihe von Initiativen lanciert. Zum Beispiel ein Pilotprojekt zum Recycling von Kunststoffabfällen in den Labors. Gemeinsam mit einem Basler Abfallunternehmen wurden an drei Standorten des Departements die Plastikspitzen von Pipetten gesammelt. Davon werden in den Labors täglich mehrere Hundert verwendet. «Die ersten Resultate sind vielversprechend», sagt Ottolini.
Eine weitere Initiative ist eine Art «To good to go»-Plattform für Labormaterialien. «Es kommt immer wieder vor, dass eine Forschungsgruppe Labormaterial, Chemikalien oder Antikörper übrig hat, die weitergegeben werden könnten.» Künftig sollen diese Materialien auf einer zentralen Plattform erfasst werden, damit andere Gruppen diesen Überschuss nutzen können, die Bedarf dafür haben. Zudem soll das Bestellwesen optimiert werden, was zu Synergieeffekten, vereinfachten Prozessen und letztlich auch zu weniger Abfall führt. «Bei über 900 Mitarbeitenden an sechs Standorten und mit unterschiedlichen Richtlinien für Spital und Universität ist das aber sehr komplex», sagt Ottolini.
Motivation durch «freezer challenge»
Etwas einfach umsetzbar sind die «DBM Energy Facts». Auf Informationsbildschirmen und der Webseite des Departements werden regelmässig Fakten zum Energieverbrauch in Labors aufgeschaltet, die zum Nachdenken anregen sollen. Zum Beispiel, dass Kühlschränke über 30 Prozent der Energie in einem Labor verbrauchen. Oder dass schon eine geringe Temperaturerhöhung, wo sie möglich ist, bereits einen grossen Unterschied machen kann.
«Wichtig ist dabei jedoch, dass keine dieser Massnahmen die Forschungsqualität beeinträchtigen darf», sagt Ottolini. Im Rahmen der «DBM Energy Facts» wurden Mitarbeitende auch zur Teilnahme an der internationalen «Freezer Challenge» animiert, bei der sich Forschende mit ihren Energieoptimierungen im Labor in einem weltweiten Wettbewerb messen. «Ich bin überzeugt und das zeigt auch die sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung, dass ein wenig ‹peer pressure› zu mehr Nachhaltigkeit motivieren kann», sagt Ottolini.
Für die vergangene Weihnacht hatte sich das «Green Lab Team» etwas Besonderes ausgedacht: Zum ersten Mal wurde statt dreier echter Weihnachtsbäume ein Mehrweg-Weihnachtsbaum aufgestellt. Und anstatt einzeln verpackte «Schöggeli» an den Baum zu hängen, riefen sie die Labors dazu auf, aus Plastikverpackungen ihren eigenen Baumschmuck zu kreieren. Die kreativste Idee gewann eine grosse Packung Schokolade. Dadurch fällt nicht nur weniger Abfall an, sondern die Aktion regt die Mitarbeitenden auch an, sich mit ihrer eigenen Kreativität für mehr Nachhaltigkeit am Departement zu engagieren.