PRIMA: Ein Schritt in Richtung Professur
An Schweizer Hochschulen sind Professorinnen noch immer untervertreten. Ein Förderinstrument, das gezielt Frauen in ihrer akademischen Laufbahn unterstützt, ist «PRIMA» des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). An der Universität Basel haben letztes Jahr gleich drei Forscherinnen eine Zusprache erhalten.
23. März 2020
Diesen Februar hat Dr. Elizabeth Mesok ihre Forschungstätigkeit am Fachbereich Gender Studies an der Universität Basel aufgenommen. Ihr Weg hierhin verlief alles andere als geradlinig. 2013 schrieb sie ihre Doktorarbeit in American Studies über die Rolle von Gender in der Strategie des US-Militärs in Irak und Afghanistan und erhielt danach eine Stelle als Postdoktorandin an der Harvard University. Ihre Zukunftspläne waren klar: Sie würde sich eine Professur sichern. Schnell musste sie allerdings feststellen, dass dies ausserordentlich schwierig war. «Über die Jahre habe ich Hunderte von Bewerbungen geschrieben und ich kenne viele Kolleginnen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben», erklärt sie. «Um ehrlich zu sein: Auf die Realität des Arbeitsmarktes wurden wir überhaupt nicht vorbereitet.»
In der Wissenschaft bleiben
Ein paar Jahre später führten sie persönliche Umstände in die Schweiz – und auch hier war die Situation schwierig. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, in der Wissenschaft zu bleiben, stiess sie auf das Förderinstrument PRIMA des SNF. Dieses richtet sich an hervorragende Forscherinnen und unterstützt sie auf dem Weg zur Professur. Als der SNF die PRIMA-Ausschreibung im Jahr 2017 lancierte, war für Mesok jedoch noch nicht klar, ob die Wissenschaft wirklich der richtige Ort für sie sei – wusste sie doch mit welcher Unsicherheit eine akademische Karriere verbunden sein kann.
«Ich hatte verschiedene Beschäftigungen, suchte aber eigentlich nach mehr Stabilität und hatte das Gefühl, nicht mein ganzes Potenzial ausleben zu können», erklärt sie rückblickend. Als PRIMA im Folgejahr erneut ausgeschrieben wurde, fasste sie deshalb einen Entschluss. Sie würde sich bewerben, um wieder lehren und forschen zu können. Ein Grant ist mit durchschnittlich 1,3 Mio. Franken dotiert. Das entspricht einem Salär für die Forscherin sowie Mitteln für ein eigenes Forschungsprojekt während fünf Jahren.
Gegen das «imposter syndrome»
Das Verfahren ist sehr kompetitiv: Statistisch gesehen erhalten rund 12% der Bewerberinnen eine Zusprache – bei anderen Fördergefässen ist die Erfolgsquote höher. Zudem dauert der Bewerbungsprozess mit einem Jahr vergleichsweise lange. «Über eine solch lange Zeit guter Dinge zu sein, erfordert eine mentale Einstellung», erklärt Mesok. Allein die Ausarbeitung des Antrags sei sehr intensiv gewesen. «Danach scherzte ich, dass das Schreiben dieser Bewerbung schwieriger gewesen sei als meine ganze Doktorarbeit», lacht die Forscherin heute.
Mesok glaubt, dass es gerade für Frauen schwierig sein kann, gegen das «imposter syndrome» anzukämpfen, also nicht ständig an den eigenen Fähigkeiten zu zweifeln. «Ich bin eine feministische Theoretikerin und habe die Härte des Arbeitsmarktes selbst erfahren, bevor ich meine aktuelle Stelle erhielt. Das hat definitiv meine Perspektive beeinflusst», erklärt sie. Aus ihrer Sicht sind Grants wie PRIMA unverzichtbar. Es stehe ausser Frage, dass Frauen in der Wissenschaft untervertreten sind. «Viele strukturelle Hürden stehen dem Aufstieg von Frauen im Weg. Grants wie dieser können helfen, diese Situation zu verändern, wenn sie richtig eingesetzt werden.»
Chancen wahrnehmen
Mesok schätzt ihre jetzige Position und die damit verbundenen Berufsperspektiven realistisch ein: Eine Professur, wie eigentlich alles andere im Berufsleben, sei nicht garantiert. «Ich bin aber überaus dankbar für die aussergewöhnliche Situation, in der ich mich jetzt befinde, und für die Chancen, die sie mir ermöglicht.» Ihr jetziges Forschungsprojekt widmet sich dem Thema Gender, Krieg und Sicherheit und untersucht, Strategien, welche in der Prävention von Gewalt spezifisch auf Frauen setzen.
Künftigen Bewerberinnen will Mesok Mut machen. «Der Prozess ist herausfordernd, aber man gewinnt immer etwas, auch wenn man den Grant am Schluss nicht bekommt», erklärt sie. Ausserdem sei es auch wichtig, einen konstruktiven Umgang mit Misserfolgen zu entwickeln. «Natürlich ist es einfach, das jetzt zu sagen, da ich den Grant ja bereits habe. Aber es ist wichtig, anzuerkennen, dass Scheitern zum Prozess gehört.» Hoffen alleine bringe nichts – man müsse es schon versuchen.
Drei Zusprachen für die Universität Basel
Neben Elizabeth Mesok haben zwei weitere Forscherinnen an der Universität Basel im Jahr 2019 PRIMA-Beiträge erhalten: Dr. Anne-Sophie Bories, die zum Thema «Le Rire des vers» forscht, und Dr. Daniela Landert, deren Projekt den Titel «The Pragmatics of Improvised Drama Comedy» trägt.
Der nächste Eingabetermin für die PRIMA-Beiträge ist der 1. November 2020. Die Nachwuchsförderung der Universität Basel berät in Fragen zur akademischen Laufbahn und das Grants Office unterstützt PRIMA-Kandidatinnen im Bewerbungsprozess.