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Immuntherapie gegen Krebs: Neuer Angriffspunkt zur Verbesserung der Abwehrkräfte

In Lungentumoren (rechts) kommt es zu einer übermässigen Produktion von Sialinsäure-haltigen Zuckern (rot). Diese Zucker können Siglec-9 als Bindungsstelle dienen und so Immunzellen hemmen. In gesundem Lungengewebe (links) sind die Sialinsäure-haltigen Zucker deutlich seltener. (Bild: Universität Basel, Departement Biomedizin)
In Lungentumoren (rechts) kommt es zu einer übermässigen Produktion von Sialinsäure-haltigen Zuckern (rot). Diese Zucker können Siglec-9 als Bindungsstelle dienen und so Immunzellen hemmen. In gesundem Lungengewebe (links) sind die Sialinsäure-haltigen Zucker deutlich seltener. (Bild: Universität Basel, Departement Biomedizin)

Forscher haben einen neuen Angriffspunkt für die Aktivierung von körpereigenen Abwehrkräften identifiziert, der in der Immuntherapie gegen Krebs zur Anwendung kommen kann. Dabei gelangt eine gezielte Manipulation des Eiweisses Siglec-9 zum Einsatz. So können verbesserte Medikamente zur Krebstherapie entwickelt werden. Das berichten Wissenschaftler der Universität Basel und des Universitätsspitals Basel in der Fachzeitschrift «Journal of Clinical Investigation».

22. August 2018

In Lungentumoren (rechts) kommt es zu einer übermässigen Produktion von Sialinsäure-haltigen Zuckern (rot). Diese Zucker können Siglec-9 als Bindungsstelle dienen und so Immunzellen hemmen. In gesundem Lungengewebe (links) sind die Sialinsäure-haltigen Zucker deutlich seltener. (Bild: Universität Basel, Departement Biomedizin)
In Lungentumoren (rechts) kommt es zu einer übermässigen Produktion von Sialinsäure-haltigen Zuckern (rot). Diese Zucker können Siglec-9 als Bindungsstelle dienen und so Immunzellen hemmen. In gesundem Lungengewebe (links) sind die Sialinsäure-haltigen Zucker deutlich seltener. (Bild: Universität Basel, Departement Biomedizin)

In den vergangenen Jahren konnten bereits einzelne Zielmoleküle auf Abwehrzellen erfolgreich für die Krebstherapie genutzt werden. Bislang profitiert aber weiterhin nur eine Minderheit der Krebspatientinnen und -patienten von Immuntherapien. Es ist deshalb von hoher Wichtigkeit, neue Zielmoleküle zu finden.

Der Forschungsgruppe unter der Leitung von Dr. Heinz Läubli vom Departement Biomedizin von Universität und Universitätsspital Basel ist es nun gelungen, mit Siglec-9 ein neues Zielmolekül für zukünftige Krebstherapien zu definieren.

Eiweiss hemmt Abwehrzellen

Die Forschenden haben herausgefunden, dass Abwehrzellen in Tumoren von Patientinnen und Patienten mit Lungenkrebs, Dickdarmkrebs oder auch Eierstockkrebs das Eiweiss Siglec-9 produzieren. Dieses Eiweiss hemmt die Abwehrzellen, indem es sich im Tumor an Zuckermoleküle heftet, die Sialinsäure enthalten. Die Bindung dieser Zuckermoleküle an Siglec-9 führt dazu, dass die Abwehrzellen gelähmt werden und der Tumor wachsen kann.

Wird die Bindung von Zuckermolekülen an Siglec-9 aufgehoben, werden die gelähmten Abwehrzellen wieder gegen den Krebs aktiviert. Als nächstes geht es darum, Medikamente zu entwickeln, die das Eiweiss Siglec-9 gezielt angreifen können, damit die gelähmten Abwehrzellen wieder aktiviert werden. Erfolgsversprechend könnte auch die Entfernung der Sialinsäure aus den Zuckermolekülen im Tumor sein. So gehen aktuelle Bestrebungen dahin, die Sialinsäure gezielt aus Tumoren zu entfernen.

Intensive Forschung im Bereich Immuntherapie

Die Universität und das Universitätsspital Basel haben die Forschung auf dem Gebiet der Immuntherapie in den vergangenen Jahren deutlich erweitert. So wurden am Tumorzentrum im Rahmen des Kompetenznetzwerks für Immuntherapie unter der Leitung von Prof. Alfred Zippelius immer wieder bedeutende Forschungsprojekte vorangetrieben.

Immuntherapien mobilisieren das körpereigene Abwehrsystem, damit es den Krebs bekämpft. Diese Erkenntnis hat die Krebstherapie deutlich vorangebracht und dazu geführt, dass Immuntherapien am Universitätsspital mittlerweile bei etlichen Tumorarten erfolgreich sind.

Die Studie wurde federführend von der Universität und dem Universitätsspital Basel durchgeführt unter Beteiligung der Universität Bern, der University of California in San Diego, der University of Southern California in Los Angeles und des Dartmouth College in New Hampshire, USA.

Originalbeitrag

Michal A. Stanczak, Shoib S. Siddiqui, Marcel P. Trefny, Daniela S. Thommen, Kayluz Frias Boligan, Stephan von Gunten, Alexandar Tzankov, Lothar Tietze, Didier Lardinois, Viola Heinzelmann-Schwarz, Michael S. von Bergwelt-Baildon, Wu Zhang, Heinz-Josef Lenz, Younghan Han, Christopher I. Amos, Mohammedyaseen Syedbasha, Adrian Egli, Frank Stenner, Daniel E. Speiser, Ajit Varki, Alfred Zippelius, and Heinz Läubli
Self-associated molecular patterns mediate cancer immune evasion by engaging Siglecs on T cells 
Journal of Clinical Investigation (2018), doi: 10.1172/JCI120612


Weitere Auskünfte

Dr. Heinz Läubli, Universität Basel / Universitätsspital Basel, Departement Biomedizin, Tel. +41 61 265 50 74, E-Mail: heinz.laeubli@unibas.ch

Thematischer Schwerpunkt

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