Kaiserpinguine noch frei von Mikroplastik
Erfreuliche Nachrichten aus der Antarktis: Forschende haben Kaiserpinguine untersucht und in den Mägen der Tiere kein Mikroplastik gefunden. Die Studie der Universität Basel und des Alfred-Wegener-Instituts leistet einen wichtigen Beitrag zur Einschätzung von Umweltverschmutzungen am Südpol.
28. September 2022
Die Forschenden untersuchten eine Kolonie von Kaiserpinguinen in der abgelegenen Atka-Bucht am nordöstlichen Rand des Ekström-Schelfeises. «Dort gab es bereits Untersuchungen von Wasserproben, in denen wir Mikroplastik gefunden haben, wenn auch nur in niedrigen Konzentrationen», erklärt Clara Leistenschneider, Doktorandin am Departement Umweltwissenschaften der Universität Basel. Die Auswirkungen der Verschmutzung auf die dort lebenden Tiere war jedoch noch weitgehend unerforscht.
Um herauszufinden, wie stark kleinste Plastikteilchen die Nahrung der Kaiserpinguine verschmutzen, analysierten die Forschenden den Mageninhalt von 41 jungen, natürlich verstorbenen Tieren. Sie identifizierten 85 potenzielle Kunststoffpartikel bis zu einer Grösse von einem halben Millimeter visuell unter dem Mikroskop und bestimmten mittels Spektralanalyse die Eigenschaft der Teilchen.
Überraschendes Ergebnis
Überraschenderweise handelte es sich bei keinem dieser Partikel tatsächlich um Mikroplastik. Die Proben waren entweder eines natürlichen Ursprungs wie Tierhaare und Pflanzenfasern, oder sie waren bei der Aufbereitung als Kleidungsfasern und Partikel aus der Luft in die Proben gelangt. Im Mageninhalt der Tiere konnten die Forschenden keine synthetischen Polymere nachweisen, wie sie im Fachjournal «Science of the Total Environment» berichten.
Ungewisse Zukunft
Trotz dieser positiven Ergebnisse bleibt die Zukunft der Pinguinkolonie ungewiss. Ein Anstieg von Tourismus und Fischerei im Südpolarmeer kann zu einer Erhöhung lokaler Mikroplastikquellen führen. Strömungen können zudem Material aus den nördlichen Meeren in die Antarktis transportieren. Je mehr Müll in die Weltmeere gelangt, desto wahrscheinlicher wird eine Kontamination des Nahrungsnetzes der Tiere.
«Es ist für die Antarktis aber noch nicht zu spät», betont Leistenschneider. Um den Zufluss von Plastikmüll in unsere Meere, und schlussendlich auch in die Antarktis, zu verringern müssten Maßnahmen an den Quellen ergriffen werden. Die Belastung kann zum Beispiel durch Recycling und korrekte Müllentsorgung reduziert werden. Um den Prozess der Kontamination längerfristig verfolgen zu können, plant das Alfred-Wegener-Institut regelmäßige Monitoring-Studien mit den Kaiserpinguinen in der Atka-Bucht.
Originalpublikation
Clara Leistenschneider et al.
No evidence of microplastic ingestion in emperor penguin chicks (Aptenodytes forsteri) from the Atka Bay colony (Dronning Maud Land, Antarctica)
Science of the Total Environment (2022), DOI: 10.1016/j.scitotenv.2022.158314