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Mit Datensharing die Mobilität verbessern

Frau mietet ein E-Bike.
Wenn wir Mobilitätsangebote nutzen, liefern wir den Dienstleistern Daten. Diese liessen sich besser nutzen, so ein Bericht im Auftrag des Bundesamts für Strassen. (Foto: Adobe Stock)

Wenn wir Verkehrsmittel nutzen, liefern wir den Transportunternehmen Informationen über unser Mobilitätsverhalten. Forschende der Universität Basel haben gemeinsam mit zwei Technologie- und Mobilitätsberatungsunternehmen untersucht, unter welchen Voraussetzungen sich diese Mobilitätsdaten besser nutzen liessen.

31. Oktober 2023 | Noëmi Kern

Frau mietet ein E-Bike.
Wenn wir Mobilitätsangebote nutzen, liefern wir den Dienstleistern Daten. Diese liessen sich besser nutzen, so ein Bericht im Auftrag des Bundesamts für Strassen. (Foto: Adobe Stock)

Sie fahren mit dem Zug von Basel nach Bern. Dort mieten Sie am Bahnhof für die letzte Strecke ein E-Bike. Die SBB und der Veloverleih wissen das aufgrund Ihrer Angaben. Diese Informationen helfen den beiden Unternehmen, die Auslastung der Züge und die zurückgelegten Strecken mit ihren Fahrzeugen zu erheben. Das wiederum erleichtert die Planung für die Zukunft.

Die Datensätze der beiden Anbieter stehen aber nicht miteinander in Verbindung. Jeder erhebt und verwaltet die Daten gemäss den geltenden Datenschutzbestimmungen selbst; sie werden nicht mit anderen geteilt. Dadurch entstehen sogenannte Datensilos. Diese unterschiedlichen Datensätze miteinander zu kombinieren, könnte jedoch Erkenntnisse liefern, wie sich die bestehende Infrastruktur in der Schweiz effizienter und unter Einbezug neuer Mobilitätsdienstleistungen nutzen liesse. Ein Ausbau von Autobahnen oder des Schienennetzes ist aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse vielerorts nicht möglich.

In einem interdisziplinären Projekt haben Forschende der Juristischen Fakultät der Universität Basel im Auftrag des Bundesamts für Strassen (Astra) aus rechtlicher Perspektive evaluiert, wie sich der Zugang zu Mobilitätsdaten erleichtern liesse und unter welchen Voraussetzungen sie genutzt werden können. Der Bericht liegt seit September 2023 vor.

Der rechtliche Rahmen muss klar sein

Die Forschenden werteten dazu Interviews mit unterschiedlichen Interessengruppen aus, die eine mögliche künftige Vernetzungsplattform für Mobilitätsdaten nutzen könnten. «Der Bedarf an einer solchen Plattform ist bei Datenlieferantinnen und -lieferanten sowie Datennutzerinnen und -nutzern grundsätzlich vorhanden. Eine staatliche Vermittlung kann das Vertrauen bei den Beteiligten erhöhen», hält Apollo Dauag fest. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Juristischen Fakultät und Mitautor des Berichts.

Es braucht dazu aber klare Regeln, um vertrauenswürdige Datenräume zu schaffen. Wichtig sei dabei, dass der rechtliche Rahmen für das Datensharing abgesteckt ist und klar geregelt ist, wer Zugang zur Plattform hat. «Daten sind wertvoll. Unternehmen erhoffen sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil, den sie natürlich nicht preisgeben wollen», so der Jurist. Allerdings könnten alle von dieser Sekundärnutzung der Daten profitieren, weshalb die Bereitschaft zum Austausch vorhanden sei.

Der Bericht bietet zehn Lösungsvorschläge sowie eine Übersicht über die nötigen Schritte, um eine entsprechende Plattform zu implementieren. Mit dem Mobilitätsdateninfrastrukturgesetz (MODIG) ist ein entsprechendes Gesetz in der Entstehung, das die Rechte und Pflichten der beteiligten Akteure klären soll. «Richtigkeit, Aktualität und Qualität der Daten müssen ebenso gewährleistet sein wie die Sicherheit, dass sie nicht manipuliert werden können», so der Jurist. Er ist zuversichtlich, dass der Weg für die Umsetzung einer Plattform bereitet ist.

Gefahr von mehr Daten?

Die Vernetzungsplattform für Mobilitätsdaten soll keine Datencloud sein, sondern zwischen Anbieterinnen und Nutzern vermitteln: Anbieter A hat Daten zu X, Anbieter B hat Erhebungen zu Y. Die Daten bleiben jedoch dezentral gespeichert. Dass die neuen Möglichkeiten dazu führen könnten, dass noch mehr Daten erhoben werden, glaubt Dauag indes nicht. «Eher im Gegenteil. Wenn die Daten geteilt würden, müsste nicht jeder Mobilitätsanbieter die gleichen Daten erheben.»

Viele Menschen sind jedoch skeptisch gegenüber der Weitergabe von Daten, das müsse man ernst nehmen. Transparenz sei ebenso wichtig wie eine echte, gelebte Entscheidungsfreiheit, welche Daten man von sich preisgeben will. «Wenn man mit Daten einen Mehrwert schaffen will, muss man verantwortungsvoll damit umgehen», sagt Dauag.

Potenzial für die Zukunft

Auch wenn sich die Studie ausschliesslich auf Mobilitätsdaten bezieht, wäre ein ähnliches Modell in anderen Bereichen denkbar. Die EU hat insgesamt neun Sektoren benannt, wo Datenaustausch einen Mehrwert bieten könnte, etwa im Agrarbereich oder in der Industrie. Potenzial sieht Dauag nicht zuletzt bei Gesundheitsdaten, Stichwort elektronisches Patientendossier. «Allerdings sind medizinische Daten ungleich sensibler als Informationen zur Mobilität», so der Jurist. «Umso wichtiger ist es, dass man bei einer Mobilitätsdatenplattform alles richtigmacht, um zu beweisen, dass das geht», betont er deshalb.

Vorteile für Reisende

Wenn die Mobilitätsdienstleistenden wissen, wie viele Menschen mit welchen Destinationen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort ankommen, können sie ihre Dienstleistungen für die Weiterfahrt gezielter anbieten.

Auf der anderen Seite könnte man die Verkehrsmittel optimal nutzen. Zeigt die App, dass zur angegebenen Reisezeit auf einer Strecke das Staurisiko auf der Autobahn hoch ist, wähle ich womöglich den Zug oder ich verschiebe meine Fahrt auf eine andere Tageszeit. Das würde das Strassennetz entlasten, aber auch das Reisen angenehmer machen. Der direkteste, schnellste oder angenehmste Weg von A nach B liesse sich so noch besser planen, ist sich Apollo Dauag sicher.

Originalpublikation

Peter Geissbühler et al.
Möglichkeiten zur Nutzung neuer Daten (NuNDa) (2023)

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