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Neue Entdeckung: Wie Kieselalgen CO₂ so effektiv binden können

Auf einem Kupfer-Gitter festgefrorene Kieselalgen
Auf einem Kupfer-Gitter festgefrorene Kieselalgen, entstanden bei der Probenvorbereitung für die Kryo-Elektonentomographie. (Bild: Benoit Gallet und Martin Oeggerli, Micronaut)

Winzige Kieselalgen im Ozean sind Meister darin, Kohlendioxid (CO₂) aus der Umwelt zu binden. Sie speichern bis zu 20 Prozent des CO₂ auf der Erde. Ein Team der Universität Basel hat nun in genau diesen Algen eine Proteinhülle entdeckt, die für eine effiziente CO₂-Fixierung sorgen. Diese grundlegende Entdeckung kann neue Ideen für biotechnische Ansätze liefern, um so das CO₂ in der Atmosphäre zu reduzieren.

17. Oktober 2024 | Heike Sacher

Auf einem Kupfer-Gitter festgefrorene Kieselalgen
Auf einem Kupfer-Gitter festgefrorene Kieselalgen, entstanden bei der Probenvorbereitung für die Kryo-Elektonentomographie. (Bild: Benoit Gallet und Martin Oeggerli, Micronaut)

Kieselalgen sind so klein, dass man sie mit dem blossen Auge nicht sehen kann. Und doch sind sie eine der produktivsten Algenarten im Ozean und spielen eine wichtige Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf. Durch Fotosynthese absorbieren sie grosse Mengen aus der Umwelt und wandeln es in Nährstoffe um, mit denen sie einen Grossteil des Lebens im Ozean ernähren. Trotz ihrer Bedeutung ist wenig darüber bekannt, wie sie diesen Prozess so effizient durchführen.

Forschende um Prof. Dr. Ben Engel am Biozentrum der Universität Basel haben nun gemeinsam mit Forschenden der University of York, Grossbritannien, und der Kwansei-Gakuin University, Japan, eine Proteinhülle entdeckt, die bei der CO₂-Fixierung der Kieselalgen eine Schlüsselrolle spielt. Mithilfe modernster bildgebender Technologien wie der Kryoelektronenmikroskopie (Kryo-EM) konnten die Forschenden die molekulare Architektur der sogenannte PyShell-Proteinhülle aufklären und ihre genaue Funktionsweise entschlüsseln. Die Ergebnisse sind in zwei Studien in «Cell» veröffentlicht. 

Effektive CO₂-Fixierung durch PyShell

Fotosynthese findet in Pflanzen und Algen statt, genauer gesagt in ihren Chloroplasten, wo die Energie der Sonne von den sogenannten Thylakoidmembranen gesammelt wird. Die Energie wird dann verwendet, um dem Enzym Rubisco bei der Fixierung von CO₂ zu helfen.

Grafik einer Kieselalge mit dem Aufbau eines Chloroplasten
Die Kryo-Elektronentomografie zeigt die molekulare Architektur des Kieselalgenpyrenoids und wie Rubisco von der PyShell umgeben ist. Dies erhöht die Effizienz der CO₂-Fixierung in den Algen. (Bild: Gröger et al. / Manon Demulder, Biozentrum, Universität Basel)

Algen haben dabei einen Vorteil: Sie packen ihr gesamtes Rubisco in kleine Kompartimente, sogenannte Pyrenoide, in denen das CO₂ effizienter gebunden werden kann: «Wir haben jetzt herausgefunden, dass die Pyrenoide der Kieselalgen von einer gitterartigen Proteinhülle umgeben sind», sagt Dr. Manon Demulder, Mitautorin beider Studien. «Diese PyShell verleiht dem Pyrenoid nicht nur seine Form, sondern sorgt auch für eine hohe CO₂-Konzentration in diesen Kompartimenten. Dadurch können die Rubiscoproteine effizient CO₂ aus dem Ozean binden und in Nährstoffe umwandeln.»


Originalpublikationen

Ginga Shimakawa, Manon Demulder, Serena Flori, Akihiro Kawamoto, Yoshinori Tsuji, Hermanus Nawaly, Atsuko Tanaka, Rei Tohda, Tadayoshi Ota, Hiroaki Matsui, Natsumi Morishima, Ryosuke Okubo, Wojciech Wietrzynski, Lorenz Lamm, Ricardo D. Righetto, Clarisse Uwizeye, Benoit Gallet, Pierre-Henri Jouneau, Christoph Gerle, Genji Kurisu, Giovanni Finazzi, Benjamin D. Engel, Yusuke Matsuda
Diatom pyrenoids are encased in a protein shell that enables efficient CO₂ fixation.
Cell (2024), doi: 10.1016/j.cell.2024.09.013

Onyou Nam, Sabina Musial, Manon Demulder, Caroline McKenzie, Adam Dowle, Matthew Dowson, James Barrett, James N. Blaza, Benjamin D. Engel, Luke C. M. Mackinder
A Protein Blueprint of the Diatom CO₂-Fixing Organelle.
Cell (2024), doi: 10.1016/j.cell.2024.09.025

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