Neueste Hightech-Mikroskope für das Departement Biomedizin
Das Unternehmen Nikon hat die Mikroskopie-Facility des Departements Biomedizin als erstes «Center of Excellence» in der Schweiz ausgewählt. Weltweit existieren nur wenige solche Zentren, unter anderem in Harvard. Der Co-Leiter der Facility, Pascal Lorentz, erklärt im Gespräch, was dies für den Forschungsstandort Basel bedeutet.
06. Oktober 2022 | Angelika Jacobs
Herr Lorentz, Sie leiten zusammen mit Dr. Michael Abanto die Mikroskopie-Facility, welche neu ein «Nikon Center of Excellence for Translational Research» ist. Was bedeutet das genau?
Pascal Lorentz: Das Unternehmen Nikon entwickelt unter anderem Hightech-Mikroskope und sucht für spezifische Schlüsselthemen Partnerschaften mit Institutionen. Unsere Facility arbeitet bereits seit einigen Jahren eng mit Nikon zusammen, jetzt wurden wir offiziell als «Center of Excellence» ausgewählt. Damit sind wir das erste Nikon-Exzellenzzentrum in der Schweiz. In Europa gab es bisher nur 13, weltweit etwa 30. Darunter sind hochrangige Institutionen wie Harvard, das King’s College in London oder das Karolinska Institut in Stockholm.
Welche Vorteile entstehen aus dem neuen Status als Exzellenzzentrum für den Forschungsstandort?
Wir bekommen als Erste Zugang zu den neuesten Entwicklungen des Unternehmens im Bereich Mikroskopie und haben somit einen Vorsprung gegenüber anderen Forschungsinstitutionen. Das ermöglicht Experimente an vorderster Front der Forschung durchzuführen.
Was kann man sich unter einer Mikroskopie-Facility vorstellen?
Unsere Core Facility ist eine zentrale Einrichtung, die den Forschenden unter anderem hochkomplexe automatisierte Lasermikroskope zur Verfügung stellt, die wir stets auf dem neuesten Stand halten. Ausserdem unterstützen wir mit unserem Team die Forschungsgruppen mit unserem Fachwissen: Wir beraten sie in der Planung und Vorbereitung von Experimenten, führen Schulungen an den Geräten durch und helfen bei der Datenanalyse. So gibt es klare Ansprechpartner, wenn beispielsweise Doktorierende neu anfangen und ein mikroskopie-basiertes Projekt aufgleisen wollen.
Wie viele Forschende greifen darauf zurück?
Wir bieten 32 Mikroskope für diverse spezialisierte Anwendungen an. Momentan betreuen wir rund 270 aktive Nutzerinnen und Nutzer, von insgesamt etwa 880 Forschenden am Departement Biomedizin.
Sie sind seit den Anfängen der Core Facility 2007 dabei. Was fasziniert Sie an der Mikroskopie?
Mich begeistert die Möglichkeit, Dinge sichtbar zu machen, die für das blosse Auge unsichtbar sind. Es gab immer wieder Entdeckungen und Entwicklungen, die die Grenze dessen verschoben haben, was wir mit Mikroskopen analysieren können. Ich denke beispielsweise an die Entdeckung fluoreszierender Proteine. In dem wir ausgewählte Proteine zum Leuchten bringen, können wir in lebenden Zellen beobachten, wo sie sich befinden und wie sie sich unter bestimmten Bedingungen verhalten.
Oder die Entwicklung der Superresolution-Mikroskopie: Bis vor rund 20 Jahren war die Auflösung auf 200 Nanometer begrenzt. Das heisst, wir konnten Strukturen von 200 Nanometern und grösser unterscheiden. Jetzt sind wir bei einer Auflösung von 1 Nanometer angelangt. Das entspricht etwa einem Zehntausendstel des Durchmessers eines menschlichen Haars. Ich denke immer, jetzt ist das Limit erreicht, und dann folgt doch eine weitere Verbesserung. Ich bin gespannt, was uns in Zukunft erwartet.
In dem Titel «Center of Excellence» steckt auch «Translational Research». Was bedeutet das?
Dahinter steckt die Übertragung von Grundlagenforschung in klinische Anwendungen. Dieses zentrale Ziel verfolgt das Department Biomedizin, indem es Grundlagenforschende und klinisch Forschende zusammenbringt. Viele der Forschenden am Department arbeiten auch als Ärztinnen und Ärzte. Sie haben somit direkten Zugang zu den Patientinnen und Patienten, um Forschung für neue und bessere Therapien zu betreiben.
Welche Rolle spielt dabei die Mikroskopie-Facility als neues Exzellenzzentrum?
Durch unseren Zugang zu den neuesten Hightech-Mikroskopen und der neuesten Software, um hochspezialisierte Experimente durchzuführen, können wir die Entwicklung neuer Therapien unterstützen. Beispielsweise können unsere Forschenden so die Reaktion von Zellen aus Gewebeproben von Patientinnen und Patienten auf bestimmte Wirkstoffe testen. So können sie zum einen Krankheiten besser verstehen und zum anderen die besten Kandidaten-Wirkstoffe für die Weiterentwicklung in Richtung Therapie identifizieren.