Schlafqualität von Kindern und Müttern hängt zusammen
Wenn Mütter unter Schlafproblemen leiden, können häufig ihre Kinder nachts auch weniger gut schlafen. Dies berichten Psychologen der Universität Basel in der Fachzeitschrift «Sleep Medicine» nach einer Studie mit knapp 200 gesunden Kindern im Primarschulalter.
31. August 2017
Schlaf spielt eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden von Erwachsenen, aber auch von Kindern. Zu wenig Schlaf und eine schlechte Schlafqualität können die psychische Gesundheit, das Lernen, das Gedächtnis und damit bei Kindern auch die Schulleistung beeinträchtigen. In der Schweiz berichten nach neuesten Zahlen ungefähr 28% der erwachsenen Frauen und 20% der Männer, von Schlafproblemen betroffen zu sein.
In ihrer Studie untersuchten Forschende um Natalie Urfer-Maurer von der Fakultät für Psychologie der Universität Basel und Prof. Dr. Sakari Lemola, heute an der University of Warwick, wie Ein- und Durchschlafprobleme der Eltern mit dem Schlafverhalten ihrer Kinder zusammenhängen. Sie massen dafür die Schlafqualität von gesunden Kindern zwischen 7 und 12 Jahren mittels Elektroenzephalografie (EEG); rund die Hälfte von ihnen waren Frühgeborene. Zudem befragten die Forschenden die Eltern über ihren eigenen Schlaf und über jenen ihrer Kinder.
Mühe, ins Bett zu kommen
Ergebnis der Studie: Kinder von Müttern mit Ein- und Durchschlafproblemen schliefen erst später ein, schliefen weniger lang und wiesen weniger Tiefschlaf auf, wie die EEG-Messungen zeigten. Keine Zusammenhänge zeigten sich jedoch mit den Schlafproblemen des Vaters.
Dass vor allem Schlafprobleme der Mutter und nicht des Vaters mit dem Schlafverhalten der Kinder zusammenhängen, könnte daran liegen, dass Mütter in der Schweiz durchschnittlich nach wie vor mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen als Väter, so die Forschenden. Daher ist es möglich, dass sich das Schlafverhalten von Mutter und Kind stärker angleicht.
Wurden die Eltern nach Schlafproblemen der Kinder befragt, berichteten sowohl Mütter wie Väter mit eigenen Schlafproblemen häufiger, dass ihre Kinder Mühe haben, ins Bett zu kommen, und zu wenig schlafen.
Eltern als Vorbilder
Verschiedene Faktoren können hinter dem Zusammenhang zwischen dem Schlaf der Eltern und dem der Kinder stehen, schreiben die Forschenden. So dienen Eltern ihren Kindern als Vorbilder, sodass Kinder die Schlafgewohnheiten der Eltern beobachten und sich zu eigen machen. Weiter können Konflikte den Schlaf der ganzen Familie beeinflussen: So kann ein abendlicher Streit in der Familie etwa verhindern, dass angemessene Ruhe in die Schlafumgebung einkehrt.
Auch können Ein- und Durchschlafprobleme bei Eltern dazu führen, dass sie sowohl ihren eigenen Schlaf wie auch jenen ihrer Kinder sehr genau beobachten. Hier spricht man von «selektiver Aufmerksamkeit» in Sachen Schlaf. Es kann sein, dass diese übermässige Aufmerksamkeit und Kontrolle die Schlafqualität beeinträchtigen. Schliesslich ist es auch möglich, dass die Ähnlichkeit im Schlaf zwischen Eltern und Kindern daher kommt, dass sie verwandt sind und somit möglicherweise Genvarianten teilen, die zu Schlafstörungen veranlagen.
Originalbeitrag
Natalie Urfer-Maurer, Rebekka Weidmann, Serge Brand, Edith Holsboer-Trachsler, Alexander Grob, Peter Weber, Sakari Lemola
The association of mothers' and fathers’ insomnia symptoms with school-aged children’s sleep assessed by parent report and in-home sleep- electroencephalography
Sleep Medicine (2017), doi: 10.1016/j.sleep.2017.07.010
Weitere Auskünfte
- Natalie Urfer-Maurer, Universität Basel, Fakultät für Psychologie, Tel. +41 79 800 47 31, E-Mail: natalie.maurer@unibas.ch
- Prof. Dr. Sakari Lemola, University of Warwick, Department of Psychology, Tel. +44 24 765 23177, E-Mail: s.lemola@warwick.ac.uk