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Storytelling mit Stern: Was die Weihnachtsgeschichte zeitlos macht

Krippefiguren aus Holz
Der Cast der Weihnachtsgeschichte kommt vielerorts zu seinem jährlichen Auftritt im Kerzenschein. (Foto: Adobe Stock)

Es ist wieder Zeit für eine der bekanntesten Erzählungen der Bibel. Doch was wird da eigentlich erzählt – und wie? Ein Blick mit Theologieprofessor Moisés Mayordomo auf die Geburtsgeschichte Jesu und wie biblische Erzählungen funktionieren.

19. Dezember 2024 | Noëmi Kern

Krippefiguren aus Holz
Der Cast der Weihnachtsgeschichte kommt vielerorts zu seinem jährlichen Auftritt im Kerzenschein. (Foto: Adobe Stock)

Josef und Maria, der Esel und der Ochse, das Jesuskind in der Krippe, die Engel, die Hirten und die heiligen drei Könige: An Weihachten werden in vielen Stuben die Krippenfiguren aufgestellt. Die Geburtsgeschichte von Jesus ist untrennbar mit dem Weihnachtsfest verknüpft.

Sie kommt in der Bibel im Lukas- und im Matthäusevangelium vor, nicht aber im Markus- und im Johannesevangelium, wo Jesus jeweils erst als erwachsener Mann auftritt, als er sich von Johannes taufen lässt. «Die Geburtsgeschichte Jesu, wie wir sie heute kennen, ist eine Mischung der Darstellungen von Lukas und Matthäus, angereichert mit Elementen, die erst im Laufe der Zeit hinzugekommen sind wie etwa die Heiligen drei Könige, die in der Bibel als Sternendeuter beschrieben werden.

Ihre Anzahl wird dort nicht genannt, die Rede ist jedoch von drei Geschenken», sagt Prof. Dr. Moisés Mayordomo. Der Theologieprofessor ist spezialisiert auf das Neue Testament und befasst sich in seiner Forschung damit, wie biblische Geschichten erzählt werden und bis heute überdauern, etwa in Filmen und Serien.

Er ist der Ansicht, dass biblische Texte genauso wie andere Texte literarisch betrachtet werden sollten, als Erzählungen mit fantastischem und mythologischem Potenzial. «Biblische Geschichten sind immer auch ‹Fiktion›, also gestaltet und geformt. Sie haben eine eigenständige literarische Form, für die Faktizität oder Historizität keine Rolle spielen.» Schilderungen, die uns in Staunen versetzen und Elemente enthalten, auf die wir auch heute Bezug nehmen können, überdauern im kollektiven Gedächtnis am besten. Sie gehören zu unserem kulturellen Kanon; finden über Filme und die Musik auch Eingang in die Populärkultur, so Mayordomo.

Geschichten haben Anbindung an die Realität

Es sind Erzählungen mit einer Problemstellung, einem Wendepunkt und einer Lösung, die uns ansprechen. «Man denke etwa an Noah und seine Arche, mit der er Tiere und Menschen vor der Sintflut rettet. Eigentlich eine schreckliche Geschichte, weil die meisten ertrinken – und doch kommt sie in fast jeder Kinderbibel vor.» Krisen, deren Überwindung und wieder neue Krisen: Das kennen wir aus dem eigenen Leben.

Die Weihnachtsgeschichte bedient sich dieses Repertoires, das gute Geschichten ausmacht. Gerade der Evangelist Lukas gestalte seine Erzählung unterhaltsam und spannend, so Mayordomo.

Joseph muss mit der schwangeren Maria eine weite Reise antreten. Alle Herbergen sind ausgebucht. Als Unterkunft und letztlich Geburtsort bleibt ihnen nur ein Stall.

Die anwesenden Hirten unterstützen dieses Bild der Armut noch: «Es sind einfache Menschen. Sie lebten ausserhalb der Stadt und waren dadurch nicht Teil der Gesellschaft», sagt Moisés Mayordomo. Es sind also die Armen, die als Erste bei der Krippe sind und Hoffnung finden in diesem neuen Fürsprecher. «Die Geburt eines Kindes symbolisiert, dass etwas Neues in die Welt kommt, das vorher noch nicht da war. Das ist immer auch ein Zeichen der Hoffnung», so Moisés Mayordomo.

Anführer aus der Arbeiterschicht

Die Weihnachtsgeschichte wird aus der Sicht einer unteren Gesellschaftsschicht erzählt. Joseph ist Handwerker aus Nazareth, einer Stadt, die keinerlei Bedeutung hat. Und Maria bringt als unverheiratetes jüdisches Mädchen den Sohn Gottes zur Welt. Sie kommt nicht aus einer wichtigen Familie und wird auch nicht als besonders fromm beschrieben. Warum gerade sie auserwählt wurde, ist nicht ersichtlich.

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