Wechselvolle Zeiten am Nil.
Astrid Frefel ist gleich nach ihrem Ökonomiestudium in Basel in den Journalismus eingestiegen. Als Auslandkorrespondentin berichtete sie für verschiedene deutschsprachige Medien aus Kairo.
In Kairo bin ich eher zufällig gelandet. «Umm al-Dunya» – die Mutter der Welt –, wie sich die heutige 20-Millionen-Mega-Metropole selbst nennt, war nach Wien und Istanbul die dritte Station meiner Laufbahn als Auslandkorrespondentin. Ich hatte mich schon länger für den Nahen Osten interessiert, habe aus Neugier angefangen, Arabisch zu lernen, und bin auch in die Region gereist. Mit Istanbul hatte ich dann schon einen Fuss in der Gegend. In den Journalismus eingestiegen bin ich gleich nach meinem Ökonomiestudium in Basel mit Schwerpunkt Wirtschaftspolitik.
Wer Ägypten hört, denkt zuerst an Archäologie und die reiche Geschichte der Pharaonen. Mein Schwerpunkt lag aber immer auf der Beobachtung der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen dieses Drittweltlands. Die fremde Kultur und die extremen Unterschiede in vielen Dimensionen, etwa zwischen Armen und Reichen, Gebildeten und Ungebildeten, Stadt und Land sind der Stoff für viele spannende Themen.
Kairo ist darüber hinaus der ideale Standort für die Berichterstattung über grosse Teile der arabischen Welt. In den ersten Jahren bewegte sich wenig. «Stabilität» hiess das Zauberwort des Langzeitregenten Hosni Mubarak, bis im Frühjahr 2011 Teile der Bevölkerung – darunter vor allem die jungen Leute – aufbegehrten und das Regime von der Macht drängten. Es folgten aufwühlende Jahre mit Instabilität, politischer Gewalt und wirtschaftlichen Problemen, Letztere verstärkt durch das Fernbleiben von ausländischen Touristen und Investoren.
Mit der Wahl des ehemaligen Armeechefs Abdelfattah al-Sisi zum Staatspräsidenten von 2014 hat am Nil eine neue Phase begonnen. «Stabilität» ist wieder die oberste Maxime, und die wird mit allen Mitteln durchgesetzt. Fast alle kritischen Stimmen sind verschwunden, die Bevölkerung ist vor allem müde und kämpft mit den Mühen des Alltags. Dies, nachdem im November 2016 drastische Wirtschaftsreformen eingeleitet wurden, die unter anderem zur Folge hatten, dass die einheimische Währung, das ägyptische Pfund, gegenüber dem Dollar die Hälfte des Werts verloren hat.
Für ausländische Korrespondenten und Korrespondentinnen in Kairo sind das keine leichten Zeiten. Von ihnen wird erwartet, dass sie sich wortgetreu an die offizielle Sprachregelung halten, nur positive Meldungen verbreiten und nicht mit kritischer Distanz die Arbeit der Regierung einordnen. Man spürt heute auch, dass nach den Wirren der letzten Jahre viel weniger Ausländer in Kairo leben. Zum ersten Mal in den vielen Jahren fühle ich mich irgendwie als Exotin; nicht die besten Voraussetzungen für eine längerfristige Planung.
Astrid Frefel hat nach ihrem Studium mehrere Jahre bei Tageszeitungen in der Schweiz als Wirtschaftsjournalistin gearbeitet, bevor sie eine Stelle als Auslandkorrespondentin für Mittel-und Osteuropa in Wien antrat. Nach vier Jahren Istanbul führte ihr beruflicher Weg nach Kairo, wo sie für verschiedene Medien aus der Schweiz, Deutschland und Österreich berichtete.
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