Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Prof. Hans-Otto Meyer schenkt der Universität ein Haus
Prof. Hans-Otto Meyer, emeritierter Professor für Physik an der Indiana University, USA, fühlt sich immer noch verbunden mit der Universität Basel, an der er 1962 bis 1970 studierte und doktorierte. Seine kürzliche Hausschenkung an die Uni Basel ist ein Ausdruck seiner Dankbarkeit für die Laufbahn, die ihm seine Ausbildung in Basel ermöglichte.
Herr Prof. Meyer, Sie haben der Universität Basel kürzlich eine grosse Schenkung gemacht. Was hat Sie dazu bewegt?
Ich bin 1943 in Basel geboren und aufgewachsen, und meine akademische Karriere habe ich dem Basler Bildungssystem zu verdanken. Ich hatte das Glück, auf meinem Bildungsweg Lehrer antreffen zu dürfen, die prägend für mich waren. Mit meiner Schenkung möchte ich der Universität Basel und meiner Heimatstadt Basel meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen.
Sie wanderten vor 46 Jahren von Basel in die USA aus. Wie kam es dazu?
Ich folgte 1978 einem Ruf als Professor für Physik an die Indiana University in Bloomington, USA. In dieser Position blieb ich bis zu meiner Pensionierung. Schon davor war ich mehrere Jahre in den USA, als Postdoc an der University of Wisconsin in Madison bei Prof. Willy Haeberli, auch ein ausgewanderter Physiker, der an der Uni Basel bei Prof. Paul Huber doktoriert hatte. Daraufhin verbrachte ich ein Jahr als Visiting Scientist an der Los Alamos Meson Physics Facility (LAMPF). Offenbar zur richtigen Zeit am richtigen Ort, war ich unter den ersten Forschern, die Atomkerne mit den neu verfügbaren, kurzlebigen Pionenstrahlen untersuchen konnten.
Erzählen Sie uns mehr über Ihre Schul- und Studienzeit in Basel. Wie entdeckten Sie Ihr Interesse an der Experimentalphysik?
An meine Schulzeit habe ich viele gute Erinnerungen, insbesondere an meinen Mathematiklehrer Rudolf Thüring. Ihm habe ich meine Liebe zur Mathematik zu verdanken. Nach der Matur studierte ich an der Universität Basel Mathematik, aber wechselte bald zur Physik, wo die Anfängervorlesung in Experimentalphysik von Prof. Huber sich als Attraktion grösster Beliebtheit erfreute. 1970 verfasste ich meine Dissertation mit einer Arbeit am 4MV-Beschleuniger der Uni Basel.
Woran haben Sie in Indiana geforscht?
Als ich nach Bloomington kam, war Indiana University Cyclotron Facility (IUCF) eines der bedeutendsten Kernphysik-Forschungsinstitute der USA. Wissenschafter aus aller Welt machten von den beschleunigten Strahlen leichter Ionen Gebrauch. Zudem wurde 1983 mit dem Bau eines neuartigen Speicherrings begonnen, in welchem zum ersten Mal die «Elektronkühlung» es ermöglichte, mit internen Targets zu experimentieren. Der erste gespeicherte, «gekühlte» Protonenstrahl sorgte 1988 für weltweites Aufsehen. Mit Hilfe dieser experimentellen Möglichkeiten konnten wir die Abhängigkeit der Protonenwechselwirkung vom «Spin», einer wichtigen quantenmechanischen Eigenschaft der Elementarteilchen, vollständig vermessen. Nach der Abschaltung des Speicherrings 2002 war ich Mitglied einer Reihe wissenschaftlicher Kollaborationen. An meinem Heiminstitut in Bloomington leitete ich die Entwicklung einer Neutronenradiographie-Anlage.
Sie sind seit 2007 emeritiert. Womit verbringen Sie Ihre Zeit abseits der Forschung?
Meine Frau und ich führen ein aktives Leben und reisen gern, jetzt noch mehr als vor meiner Pensionierung. Auch in die Höhe, mit vielen Besteigungen in den Alpen, Anden, Afrika und im Himalaya, und in die Tiefe – als SCUBA-Taucher in der Karibik, auf den Malediven und auf Hawaii. Zuhause habe ich ein kleines Elektroniklabor und eine Werkstatt im Keller, in der ich drechsle und mich mit sonstigen Handarbeiten beschäftige.
Wichtige Menschen und Stationen im Leben von Prof. H.-O. Meyer
Sein Primarlehrer Max Rigling an der Primarschule St. Johann in Basel war wegweisend für seinen Bildungsweg, indem er die Eltern vom Gymnasiumbesuch überzeugte. Anschliessend entdeckte H.-O. Meyer im Realgymnasium Basel (1956-1962) dank dem Mathematiklehrer Rudolf Thüring seine Liebe zur Mathematik.1970 verfasste er seine Dissertation unter Prof. Eugen Baumgartner mit einer Arbeit am 4MV-Beschleuniger der Uni Basel. In der Gruppe von Doktoranden fand er lebenslange Freunde, so zum Beispiel Ingo Sick, den späteren Ordinarius für Physik an der Uni Basel und Reto Plattner, der spätere Ständeratspräsident. Von 1971 bis1973 war er Postdoc an der University of Wisconsin in Madison bei Prof. Willy Haeberli. 1978 folgte dann der Ruf als Professor für Physik an die Indiana University in Bloomington (USA), 2007 wurde H.-O. Meyer emeritiert.
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