Auszeichnung für Digital-History-Projekt «transcriptiones»
Die an der Universität Basel konzipierte Online-Plattform «transcriptiones» hat den Swiss Reproducibility Award 2024 in der Kategorie «Team Award» gewonnen. Die Plattform ermöglicht es, aufwändig erstellte Transkriptionen mit Interessierten zu teilen.
20. Juni 2024
In der historischen Forschung werden häufig handschriftliche Quellen wie Briefe oder Urkunden herangezogen, deren Transkription sehr zeitintensiv ist. Die Abschriften werden jedoch nur selten veröffentlicht, was dazu führt, dass dieselben Quellen immer wieder neu transkribiert werden.
Um Transkriptionen historischer Manuskripte für Lehre, Forschung und weitere interessierte Kreise zugänglich zu machen, entwickelten Yvonne Fuchs und Dominic Weber, damals Masterstudierende der Universität Basel, 2019 die Idee einer Crowdsourcing-Plattform, auf der Transkriptionen von Forschenden, Studierenden und Citizen Scientists online gesammelt und Interessierten zur Verfügung gestellt werden.
Die Idee zu dem Projekt entstand, als sie bei der Recherche für eine Seminararbeit im Fach Geschichte feststellen mussten, dass die untersuchten Quellen zwar bereits transkribiert worden waren, der Zugang zu den Transkriptionen jedoch nicht möglich war.
Kooperationen stärken
Im Jahr 2020 konnten sie im Rahmen eines Innovator Fellowships am ETH Library Lab einen Prototyp von «transcriptiones» realisieren. Dank der Unterstützung des Fonds zur Förderung von Lehre und Forschung der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft und der Max Geldner-Stiftung konnte das Projekt weiterentwickelt und schliesslich 2022 lanciert werden.
Seit 2021 ist die Online-Plattform am Departement Geschichte der Universität Basel bei Prof. Dr. Lucas Burkart angesiedelt und wird von der Dr. H. A. Vögelin-Bienz-Stiftung unterstützt. «Wir sind nun einerseits daran, Zusammenarbeiten mit Archiven aufzugleisen und zu vertiefen, andererseits wollen wir die technischen Schnittstellen zwischen den Archivkatalogen und unserer Plattform laufend verbessern, damit die vorhandenen Transkriptionen besser gefunden werden», sagt Yvonne Fuchs. Dadurch könnten Interessierte bei der Recherche auf hilfreiche Quellen stossen, von denen sie gar nichts wussten.
Die Community arbeitet mit
Mit ihrem Projekt gewannen die beiden ehemaligen Basler Studierenden 2023 bereits Bronze beim Nationalen Open-Research-Data-Preis der Akademien der Wissenschaften Schweiz. Die Plattform funktioniert nach dem Wikipedia-Prinzip: «Alle können die vorhandenen Transkriptionen abrufen und für die Forschung nutzen, Fehler korrigieren und eigene Transkriptionen hochladen – auch wenn es sich dabei um Rohdaten handelt», erklärt Dominic Weber. Es gibt weder sprachliche noch geografische Einschränkungen. Inzwischen sind auf der Plattform rund 950 Transkriptionen zu finden. «Diese Masse an Daten ist wertvoll für die Forschung und es lassen sich damit auch Sprachmodelle trainieren», so Weber.
Swiss Reproducibility Award
Der Swiss Reproducibility Award würdigt Forschungsergebnisse, die höchsten Standards an Stringenz, Transparenz und Reproduzierbarkeit entsprechen und diese Prinzipien in der wissenschaftlichen Praxis vorantreiben. Der Preis wird vom Schweizerischen Nationalfonds und vom Swiss Reproducibility Network in vier Kategorien vergeben. Die Verleihung des mit 6000 Franken dotierten Team Awards erfolgte am 10. Juni an der Swiss Reproducibility Conference in Zürich.