Alters- und Pflegeheime: Gesundes Arbeitsklima, bessere Pflege
Die Pflegequalität in Alters- und Pflegeheimen ist deutlich höher, wenn das Personal über genug Ressourcen verfügt, im Teamwork arbeitet und weniger dem Stress ausgesetzt ist. Dies ist ein Resultat des «Swiss Nursing Homes Human Resources Project» (SHURP) des Fachbereichs Pflegewissenschaft der Universität Basel, die heute Mittwoch vorgestellt wurde.
03. Februar 2016
Mit SHURP wurden in einer repräsentativen Stichprobe von über 180 Alters- und Pflegeinstitutionen zum ersten Mal umfassend die Arbeitssituation des Pflege- und Betreuungspersonal sowie die Bewohnersicherheit und Pflegequalität untersucht. Neueste Erkenntnisse, die frühere Resultate ergänzen, wurden an einem Kongress in Bern vor knapp 300 Fachleuten vorgestellt und diskutiert. Themen waren die Arbeitssituation des Pflege- und Betreuungspersonals – wie Arbeitszufriedenheit, Erleben von Aggression,
Gesundheitsbeschwerden – sowie ihr Zusammenhang mit der angebotenen Pflegequalität.
Faktor Arbeitsumgebung
In mehreren Teilstudien zeigte sich, welche zentrale Rolle Faktoren der Arbeitsumgebung spielen: Teams mit einer unterstützenden Führung und genug Personalressourcen erleben weniger häufig Arbeitsstress, was sich auf eine bessere Gesundheit des Personals auswirkt. Weniger müdes Pflegepersonal berichtet wiederum weniger häufig von Aggression seitens der Heimbewohner. Die Pflegequalität ist zudem bedeutend besser, wenn Teams ein besseres Teamwork und ein höheres Sicherheitsklima aufweisen.
Umgekehrt wirken sich mangelnde Personalressourcen negativ aus. Wenn sie ganz fehlen, werden wichtige Pflegetätigkeiten wie etwa emotionale Unterstützung, Gespräche und Überwachung von Bewohnern und -innen weggelassen. Gerade hier geschieht jedoch der für eine persönliche Pflege wichtige Beziehungsaufbau. Die in Kooperation mit SHURP durchgeführte Studie RESPONS der Berner Fachhochschule befasste sich mit der Sicht der Heimbewohner: Während sie sich in ihrer Privatsphäre und Würde im Ganzen geschützt fühlen, wird die Zentrierung auf die Person am schlechtesten bewertet. Zudem berichten 59% der Heimbewohner über Schmerzen.
Erste Verbesserungen umgesetzt
An der Konferenz wurden auch Resultate einer Follow-up-Studie von SHURP vorgestellt. 79% der Pflegebetriebe stellten nach Projektabschluss Verbesserungsmöglichkeiten bei der Pflege- und Betreuungsqualität fest. Die Hälfte von ihnen haben solche Aktivitäten bereits umgesetzt, die meisten davon im ganzen Betrieb. Als wichtige zukünftige Forschungsthemen genannt wurden die Finanzierung der Altersbetreuung sowie die Rekrutierung und die Aus- und Weiterbildung des Personals. Die Betriebe zeigten ein grosses Interesse an einer Nachfolgestudie.
Hintergrund des SHURP-Kongresses war, dass der gesellschaftliche Wandel und die immer älter werdende Bevölkerung mit einer Zunahme von Menschen mit Hilfs- und Pflegebedürftigkeit vor allem im hohen Lebensalter einhergeht. Die stationäre Langzeitpflege spielt damit als Anbieter professioneller Pflege- und Betreuungsdienste eine wichtige Rolle – Alters- und Pflegeinstitutionen sind nicht nur Wohnorte für ältere Menschen, sondern sind auch Arbeitsplätze für jüngere Menschen.
Weitere Auskünfte
Dr. Franziska Zúñiga, Projektleiterin, Universität Basel, Fachbereich Pflegewissenschaft, Tel. +41 61 13 09, E-Mail: franziska.zuniga@unibas.ch