Hybride Lehre (und Alternativen)
Präsenz-Lehrszenarien mit Einbezug von Online-Teilnehmenden
(Stand: September 2021)
Hybride Lehre und die hier vorgeschlagenen Varianten sollen den Studierenden nach drei Semestern, in denen sie kaum auf dem Campus waren, zumindest teilweise Präsenzunterricht ermöglichen. Das Ziel der Universität für das Herbstsemester 2021 ist, dass Studierende «reale» Kontakte in der Lehre und in ihrem Peer-Umfeld erleben können. Dabei gilt je nach Verlauf der Pandemie und je nach individuellen Möglichkeiten weiterhin, dass «Präsenz auch virtuell sein kann»: In hybriden und ähnlichen Szenarien sollen interaktive Teile so gestaltet werden, dass sich auch online zugeschaltete Teilnehmende in die Veranstaltungen einbezogen fühlen, Fragen stellen, ggf. in Gruppen arbeiten und sich an Diskussionen beteiligen können.
Hybride Lehre und die hier vorgeschlagenen Varianten stellen während einer Pandemie die Studierfähigkeit für alle sicher. Besonderes Merkmal ist die Aufteilung der Teilnehmenden in vor Ort Anwesende und «Remote-Teilnehmende», die entweder direkt digital zugeschaltet werden oder denen eine Aufzeichnung zur Verfügung gestellt wird. Im letzteren Fall gibt es verschiedene Möglichkeiten, die fehlende Möglichkeit für Nachfragen und Diskussion zu kompensieren.
Während der Pandemie gibt es unterschiedliche Gründe für die Aufteilung von Studierenden in die genannten Gruppen (Präsenz vs. Remote):
- Wechselunterricht - ein gewisser Teil der Studierenden nimmt von zu Hause aus teil, da die Lehrräume (wegen der Pandemie-Abstandsregeln) nicht voll belegt werden dürfen.
- Punktuelle Abwesenheit Einzelner oder kleiner Gruppen - Studierende in Quarantäne/Isolation oder mit Symptomen müssen zu Hause bleiben können (niederschwellig, ohne grossen Aufwand).
- Dauerhafte Abwesenheit Einzelner - Studierende z.B. mit erhöhtem Gesundheits-Risiko (selbst oder im Umfeld) können zu ihrem Schutz remote am Studium teilnehmen.
In der Planung der Lehrveranstaltung sollte berücksichtigt werden, wie gross die jeweiligen Gruppen in der Lehrveranstaltung sind und im Semesterverlauf werden könnten.
Prinzipien
- Zum einen sollen Lehrinhalte in geeigneter Form vermittelt werden,
- zum anderen soll Interaktion ermöglicht werden, wo das gewünscht ist.
Empfehlungen zur Wahl des Szenarios
- Entscheidend für die Wahl des Szenarios sind zwei Faktoren: die Gruppengrösse und der geplante Interaktionsgrad.
- Die Szenarien sind in der folgenden Tabelle beschrieben (die barrierefreie Version der enthaltenen PDFs folgt danach, unterhalb der Tabelle).
- Unter «Hybrider Lehre» verstehen wir hier einen gleichzeitigen, synchronen und stark interaktiven Unterricht für zwei parallele Gruppen, eine vor Ort, eine online. Hybrides Unterrichten ist generell mit relativ hohem Aufwand verbunden, wenn man in der Interaktion beiden Gruppen gerecht werden möchte. Der Aufwand betrifft die Organisation beider Gruppen, die Moderation der Lehrveranstaltung (hier vor allem die Planung der Interaktion) und didaktische Aspekte. Für die Planung hybriden Unterrichts geben wir unten einige Empfehlungen.
- Für grössere Gruppen empfehlen wir bei hohem Interaktionsgrad eine Alternative zur hybriden Lehre: Flipped Classroom – dies besteht in der «Pandemie-Variation» aus vorbereiteten Inhalten und Instruktionen (z.B. auch als Video) zum Selbststudium und (kürzerer) Interaktion mit zwei Gruppen nacheinander.
- Generell gilt: Mit grossen Gruppen ist wirklich interaktive hybride Lehre sehr schwer zu realisieren – häufig lässt sich mit alternativen Angeboten (Online-Diskussionen z.B. in Foren auf ADAM oder in Sprechstunden) als Ergänzung zu den nicht-interaktiven Teilen mehr erreichen als mit komplexen hybriden Settings.
Im Folgenden werden mögliche Lösungen entlang der Parameter «Gruppengrösse» und «Interaktionsgrad» aufgezeigt.
Präsenz mit Aufzeichnung
grosse Gruppe
niedrig
Die Präsenzveranstaltung im physischen Lehrraum wird aufgezeichnet und für die Studierenden, die nicht teilnehmen können, zeitnah über ADAM zur Verfügung gestellt.
Präsenz mit Übertragung
grosse Gruppe
niedrig
Die Präsenzveranstaltung im physischen Lehrraum wird entweder per Videokonferenz (Zoom) oder Webcast (Panopto) für die Remote-Teilnehmenden live übertragen.
Interaktive hybride Lehr-veranstaltung
kleine Gruppe
hoch
Die Lehrveranstaltung findet in Präsenz statt, während per Videokonferenz (Zoom) Remote-Teilnehmende voll einbezogen werden. Diese erleben die Veranstaltung live mit und nehmen via Zoom (Audio und Video) direkt an Diskussionen und ggf. Gruppenarbeiten teil.
Flipped Classroom mit zwei Gruppen
mittlere bis grosse Gruppe
hoch
Die Lehrveranstaltung besteht aus mehreren Teilen in einer definierten Abfolge:
- Lerninhalte werden vorab zum Selbststudium (Video, Audio, Bild, Text, Lernmodul etc.) zur Verfügung gestellt
- Gruppensitzung mit der Präsenz-Gruppe im physischen Lehrraum
- Gruppensitzung mit der Online-Gruppe via Zoom
Ringvorlesungen
Besonders für hybride Ringvorlesungen (Szenario «Präsenz mit Übertragung») ist es wegen des öffentlichen Charakters der Veranstaltungen wichtig, zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen in Zoom zu beachten. Ein Merkblatt dazu finden Sie hier.
Barrierefreie Version der PDFs aus der Tabelle
Die Umsetzungsempfehlungen für die einzelnen Szenarien (siehe Tabelle) sind in den verlinkten PDFs zu finden. Um einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen, der bei PDFs z.T. nicht gewährleistet ist, sind die Inhalte der PDFs auch im Folgenden aufgelistet:
Szenario 1: Präsenz mit Aufzeichnung
(geeignet für Veranstaltungen mit grossen Gruppen und niedrigem Interaktionsgrad)
- Die Präsenzveranstaltung im physischen Lehrraum wird aufgezeichnet und für die Studierenden, die nicht teilnehmen können, zeitnah über ADAM zur Verfügung gestellt.
- Für bessere Ton- und Videoqualität der Aufnahme steht das AV-Medien-Set zur Verfügung.
- Die Aufnahme machen Sie entweder mit Panopto oder Zoom.
- Auf ADAM stellen Sie die Aufnahme entweder direkt über den Baustein «Panopto Video» oder via Weblink auf SWITCHtube zur Verfügung.
- Studierende im physischen Lehrraum stellen ihre Fragen live vor Ort. Stellen Sie sicher, dass die Fragen auch auf der Aufzeichnung gut hörbar sind.
- Idealerweise bieten Sie den nicht-anwesenden Studierenden, welche sich die Aufnahme angeschaut haben, eine Sprech-/Fragestunde über Zoom an.
Empfehlung:
Fragen beider Gruppen können auch zwischen den Veranstaltungen auf ADAM in einem Forum oder Etherpad oder allenfalls per E-Mail gesammelt und am Anfang der nächsten Sitzung beantwortet werden.
Herausforderungen:
Die Sprech-/Fragestunde für diejenigen Studierenden, die nicht an der Präsenzveranstaltung teilnehmen können, bedeutet einen zusätzlichen Aufwand.
Machen Sie sich mit der Technik im Lehrraum vertraut, so dass sowohl Audio- als auch Videoqualität der Aufnahme gut sind.
Szenario 2: Präsenz mit Übertragung
(geeignet für Veranstaltungen mit grossen Gruppen und niedrigem Interaktionsgrad)
- Die Präsenzveranstaltung im physischen Lehrraum wird entweder per Videokonferenz (Zoom) oder Webcast (Panopto) für die Remote-Teilnehmenden live übertragen.
- Für bessere Ton- und Videoqualität der Übertragung steht das AV-Medien-Set zur Verfügung.
- Studierende im physischen Lehrraum stellen ihre Fragen live vor Ort. Stellen Sie sicher, dass die Fragen auch für die Remote-Teilnehmenden gut hörbar sind.
- Remote-Teilnehmende stellen ihre Fragen live über Chat. Bitten Sie einige Studierende im Hörsaal, den Chat zu beobachten und die Fragen einzubringen.
Empfehlungen:
- Bauen Sie gezielt Fragen-Slots ein und kommunizieren Sie klar, wie Sie Fragen sowohl vor Ort als auch remote sammeln und wann Sie die Fragen beantworten werden.
- Die beiden Live-Umfrage-Tools movo.ch und LiveVoting auf ADAM bieten die Möglichkeit, alle Teilnehmenden zu aktivieren.
- Die Veranstaltung kann natürlich gleichzeitig zusätzlich aufgezeichnet und allen Studierenden für die Prüfungsvorbereitung zur Verfügung gestellt werden.
- Dieses Szenario eignet sich auch sehr gut, wenn aus Gründen der Raumkapazität nicht alle Studierenden im physischen Lehrraum teilnehmen können. Teilen Sie dann die Studierenden in Gruppen ein und kommunizieren Sie frühzeitig, welche Gruppe an welchem Termin vor Ort und welche Gruppe remote teilnimmt.
- Vor allem wenn Sie Gastdozierende einladen, empfiehlt es sich, mehrere Laptops einzusetzen: So kann der Rechner, über den ggf. eine Präsentation geteilt wird, als Co-Host eingesetzt werden, während die technische Unterstützung, Chat mit Teilnehmenden etc. über den Host-Rechner läuft.
Herausforderungen:
Machen Sie sich mit der Technik im Lehrraum vertraut, um sicherzustellen, so dass sowohl Audio- als auch Videoqualität gut sind.
Es erfordert zusätzliche Aufmerksamkeit, die Fragen der Remote-Zugeschalteten ausreichend einzubeziehen.
Szenario 3: Interaktive hybride Lehrveranstaltung
(geeignet für Veranstaltungen mit kleinen Gruppen und hohem Interaktionsgrad)
- Die Lehrveranstaltung findet in Präsenz statt, während per Videokonferenz (Zoom) Remote-Teilnehmende voll einbezogen werden. Diese erleben die Veranstaltung live mit und nehmen via Zoom (Audio und Video) direkt an Diskussionen und ggf. Gruppenarbeiten teil.
- Dozierende betreuen also zwei Gruppen parallel. Dafür sollte möglichst Unterstützung zur Verfügung stehen, um beide Gruppen und die Technik im Blick halten zu können (z.B. mit Team-Teaching, Assistenz, verteilten Rollen/Aufgaben für Studierende).
- Für bessere Ton- und Videoqualität der Übertragung steht das AV-Medien-Set zur Verfügung.
Empfehlungen:
- Die Tonqualität ist wichtiger als die optimale Einrichtung der Kamera. Je nach Raum-Akustik eignen sich oft kleinere Räume besser, um den Ton mit dem externen Mikrofon «einzufangen». In grossen Räumen bzw. bei grossem (Pandemie-)Abstand zwischen den Präsenzteilnehmenden müssen Fragen oder Beiträge ggf. für Remote-Teilnehmende wiederholt werden.
- Nehmen Sie sich vor der ersten Veranstaltung etwas mehr Zeit. Notieren Sie sich die optimalen Einstellungen und Positionen für weitere Sitzungen und erstellen Sie sich eine Checkliste für die Folgeveranstaltungen.
- Testen Sie das Setting zumindest vor der ersten Veranstaltung auch mit jemandem zusammen, der/die online teilnimmt: Ist der Ton in beide Richtungen ok? Wo sollte das externe Mikrofon positioniert werden, damit auch die Präsenzgruppe zu hören ist, nicht nur der/die Dozierende?
- Planen und kommunizieren Sie klare Abläufe v.a. für interaktive Phasen.
Herausforderungen:
Hoher Aufwand für Organisation, Moderation und Didaktik.
Überlegungen:
- Können sich Anwesende und Remote-Teilnehmende gegenseitig sehen und hören?
- Falls nicht immer: wie wird das kompensiert (z.B. durch Wiederholung von Plenumsfragen ausserhalb der Reichweite des Mikrofons) bzw. umgeschaltet (bei Wortmeldungen via Zoom)?
- Wie können sich Remote-Teilnehmende beteiligen? Welche Aktivitäten können beide Gruppen gemeinsam ausführen – sollen die Anwesenden PCs mitbringen z.B. für gemeinsame Arbeit via Etherpad etc. und/oder Gruppenarbeiten?
- Wie lassen sich Gruppenarbeiten planen (vor Ort UND in Breakout-Rooms etc.), wie teilen sich die Gruppen dafür auf?
Hybride Settings begünstigen eher Frontalunterricht - Interaktion ist komplexer zu organisieren, sollte aber trotzdem ihren Stellenwert behalten. Falls dafür die Gruppe zu gross ist, wird eher das Setting «Flipped Classroom» (s.u.) empfohlen.
Szenario 4: Flipped Classroom mit zwei Gruppen
(geeignet für Veranstaltungen mit grossen Gruppen und hohem Interaktionsgrad)
Die Lehrveranstaltung besteht aus mehreren Teilen in einer definierten Abfolge:
- Lerninhalte werden vorab zum Selbststudium (Video, Audio, Bild, Text, Lernmodul etc.) zur Verfügung gestellt
- Gruppensitzung mit der Präsenz-Gruppe im physischen Lehrraum
- Gruppensitzung mit der Online-Gruppe via Zoom
- Der Input der Lehrperson wird statt wie meist am Anfang der Stunde bereits einige Tage oder Wochen im Voraus zugänglich gemacht, indem der/die Dozierende den Vortrag, die Erklärungen und andere Lerninhalte aufnimmt oder anders aufbereitet und z.B. via Panopto oder SWITCHtube und ADAM zur Verfügung stellt. Mögliche Formate sind z.B. aufgezeichnete Vorträge, Bilder, Videos, Audiodateien, Fachtexte.
- Die Studierenden erarbeiten sich damit die Lerninhalte im Selbststudium. Die Gruppensitzungen im physischen und virtuellen (Zoom) Lehrraum dienen zur Diskussion von Fragen, Anwendungen und Vertiefung des Lerninhalts.
- Vorteile: Der Aufwand für hybride Settings mit gleichzeitiger Betreuung zweier Gruppen (Technik, Moderation, Didaktik) entfällt. Der «Input» der Dozierenden wird vorgängig aufbereitet (und ist ggf. auch später verfügbar oder sogar für spätere Kurse wiederverwendbar).
- Nachteile: Der Aufwand für die vorgängige Bereitstellung der Lerninhalte kann ggf. hoch sein. Je nach Zusammensetzung fehlt evtl. der Kontakt in der Gesamtgruppe, wenn jeweils nur eine Hälfte des Kurses gemeinsam diskutiert.
Empfehlungen:
- Einfach halten: Die bereitgestellten Lerninhalte sollten in Umfang und Qualität dem Seminar-/Vorlesungs-Input entsprechen, Perfektion wird aber nicht erwartet.
- Erklären Sie den Studierenden das Prinzip und die Vorteile des Flipped Classroom. Diese Unterrichtsform funktioniert nur, wenn die Studierenden das Selbststudium als Vorbereitung auf die Gruppensitzungen ernst nehmen, so dass die Präsenz-Zeit nicht v.a. für die Wiederholung der Lerninhalte verwendet werden muss.
- Gruppensitzungen sollten nicht zu lang sein, um für Dozierende wie Studierende den Workload im Blick zu halten: Seminarzeit minus Vorbereitungszeit für Studierende durch zwei teilen. Also z.B.: bei 1,5h Seminarzeit, einem zehnminütigen Einführungsvideo und etwas Lektüre bleibt je eine halbe Stunde Diskussion in Präsenz und via Zoom, evtl. gefolgt von selbstorganisierter (Gruppen-)Arbeit der Studierenden.
Herausforderungen:
- Ggf. hoher Aufwand für die vorgängige Bereitstellung der Lerninhalte.
- Umgang mit Studierenden, die unvorbereitet zu den Gruppensitzungen erscheinen.
- Zusätzlicher Aufwand für doppelte Durchführung der interaktiven Gruppen, einmal im physischen, einmal im virtuellen Lehrraum. Der Gesamt-Workload soll u.a. durch kürzere Gruppensitzungen reduziert werden.