Immobilien
In knapp 80 Gebäuden studieren und arbeiten an der Universität Basel ca. 13’000 Studierende und Doktorierende sowie über 5'000 Mitarbeitende. Hohe Materialintensität und langfristige Auswirkungen auf die Betriebsprozesse und den Energiebedarf geben der Integration von Nachhaltigkeit in die Immobilienplanung eine enorm wichtige Rolle. Mit der 2020 neu verabschiedeten Immobilienstrategie hat die Universität Basel die Weichen für ein aktives Nachhaltigkeitsmanagement in diesem Bereich gestellt.
Fünf Fragen an… Dr. Irmo Lehmann, Leiter Facilities
Die Universität Basel hat im März 2020 eine neue Immobilienstrategie verabschiedet. Zu den sechs strategischen Zielen gehört auch «die Sicherstellung nachhaltiger baulicher Massnahmen». Mit welchen Herausforderungen ist das Ressort Facilities dabei konfrontiert?
I. L.: Drei Punkte sind hier zu nennen: Erstens haben wir aktuell mit knapp 80 Gebäuden sehr stark fragmentierte und heterogene Flächen unterschiedlichster Provenienz, was auch aus Nachhaltigkeitssicht nicht ideal ist, da z.B. Energie- und Wertstoffmanagement jeweils spezifisch aufgebaut werden müssen. Zweitens müssen wir die Dynamik berücksichtigen: Laborflächen erfordern häufig Umbauten, deutlich bevor die Lebensdauer der Bauteile erschöpft ist. Räume sollten wechselweise für Lehre und Lernen geeignet sein. Mit Modularisierung und intelligenten Standards müssen wir eine Flexibilität erreichen, die den dynamischen Bedürfnissen sowohl der Forschung als auch dem Lehren und Lernen gerecht wird. Drittens rechnen wir mit weiterem Wachstum der Studierendenzahlen, so dass wir zusätzliche Flächen zur Verfügung stellen müssen – auf möglichst nachhaltige Art und Weise.
Inwiefern sind nachhaltige Bauten von Bedeutung für die Universität Basel?
I. L.: An einer Hochschule, die Nachhaltigkeit in ihrer Strategie verankert hat, muss es unser Anspruch sein, den Nachhaltigkeitsgedanken auch im Immobilienmanagement bestmöglich zu integrieren. Campusstrukturen mit kurzen Wegen und gemeinsam genutzten zentralen Infrastrukturen, Wiederverwertbarkeit der eingesetzten Materialien, erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Barrierefreiheit und Gesundheit sollen zukünftig noch stärker beachtet werden – um attraktive Bedingungen für unsere Forschenden und Studierenden zu schaffen, um eine Vorbildfunktion für die Region zu übernehmen – und am Ende mit tiefen «Life Cycle Costs» die Budgets bestmöglich zu nutzen.
Welche Massnahmen sind im Rahmen der Immobilienstrategie – beispielsweise bei Neubauten - nun konkret geplant?
I. L.: Nachhaltigkeit von Beginn an zu integrieren, idealerweise schon ab Wettbewerb, ist das Ziel. Das sogenannte Baufeld 4, welches heute noch Altbauten in der Nutzung von Chemie und Physik umfasst, bietet hierfür eine grosse Chance. Beim Neubau Biomedizin, der nun vor der Realisierung steht, geht es jetzt an die Details: Mit Blick auf die eingangs genannten Herausforderungen stehen neben einer guten Ökobilanz der Bauten selbst Mobilitätskonzepte und das Erreichen von Wandlungsfähigkeit im Zentrum: Flexibilität der Grundrisse und gute Zugänglichkeit zu Installationen.
In der Zusammenarbeit mit Investor*innen achten wir ebenso auf Nachhaltigkeitsaspekte, indem wir entsprechende Vorgaben frühzeitig in die Absichtserklärungen integrieren. Der Neubau für unser Departement Biomedical Engineering in Allschwil bspw. wird auch für Spitzenlast keine fossilen Brennstoffe mehr nutzen und stattdessen Energie mittels Erdsonden gewinnen.
Und wie können die bestehenden Gebäude optimiert werden?
I. L.: Bestehende Gebäude stellen zwar eine grössere Herausforderung dar, doch Hebel gibt es auch hier diverse: Ein wesentlicher ist die Flächeneffizienz; In der Universitätsbibliothek (UB) richten wir zusätzlich 400 Lernarbeitsplätze ein. Ein weiterer Hebel ist natürlich auch Energieeffizienz, Beispiele sind die 30 MWh-Photovoltaikanlage auf dem Pharmazentrum und die Umstellung von ca. 7’000 Leuchten auf LED in der UB und dem Kollegienhaus. Mit Wasserspendern, die direkt ans Leitungsnetz angeschlossen sind, versuchen wir PET-Flaschen zu reduzieren. Sehr froh sind wir auch über die tolle Zusammenarbeit unseres Campus Management mit den Studierenden der AG Nachhaltigkeit, die gemeinsam mehrere Dächer durch Bepflanzungen und Totholz ökologisch aufgewertet haben.
Weitere Ansatzpunkte liegen auf der Ebene des Portfolios sowohl in der Technik – Stichworte sind Kälteverbund und Energiemanagementsystem –, als auch in den Services: Bereitstellung von E-Bikes und Kooperationen mit lokalen Sharing-Anbietern.
Ist das Ressort für all das richtig aufgestellt?
I. L.: Wir haben uns signifikant weiterentwickelt und gute Partner*innen an Bord geholt. Damit haben wir das Fachwissen, um die Entwürfe von Architekt*innen und Ingenieur*innen zu bewerten. Und wir sind dabei, die Standards weiter ausbauen, die wir planenden und ausführenden Unternehmen mit auf den Weg geben. Bei Laborbauten ist die Automation extrem wichtig, sie stellt uns quasi die Nervenbahnen für den Betrieb. Natürlich müssen auch wir uns anstrengen – was schön ist: Effizienz und Nachhaltigkeit fallen bei uns oft zusammen.
Ziele & Massnahmen
Umsetzung des in der Immobilienstrategie festgelegten Ziels zur Sicherstellung nachhaltiger baulicher Massnahmen
Integration von Nachhaltigkeitsaspekten bei Neubauten, bereits ab Wettbewerbsausschreibung
Entwicklung von Mindeststandards für Nachhaltigkeit in Neubauten, in denen die Universität Basel als Mieterin auftritt (Integration in Pflichtenhefte, Mietervereinbarungen); Definition der Kriterien gemäss Immobilienstrategie
Facilities
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Fachstelle für Nachhaltigkeit